Eine Prise Weltpolitik zum Ende der Fussball-Weltmeisterschaft: Zwischen Halbzeitpause und Pokalübergabe manövrierte sich SRF-Kommentator Sascha Ruefer mit einem flapsigen Spruch ins Abseits – ein klares Eigentor, wie man auch ohne Videobeweis erkennen konnte.
«Die ganze WM war ein extremer Erfolg», resümierte Fifa-Präsident Gianni Infantino im Anschluss ans Finalspiel zwischen Frankreich und Kroatien für das Schweizer Fernsehen (SRF). Ein Turnier, über dem seit der strittigen Vergabe im Dezember 2010 ein dunkler Schatten gelegen hatte, ging da soeben erfolgreich zu Ende. Nach einem sportlich und organisatorisch gelungenen Ablauf der Weltmeisterschaft waren kritische Stimmen – ganz im Sinne des Welt-Fussballverbands Fifa – weitgehend verstummt.
Auch SRF-Kommentator Sascha Ruefer lobte zu Beginn des Finalspiels Russland als «wunderbaren Gastgeber», dem es gelungen sei, viele Klischees zu korrigieren.
Doch beim Anbruch der 52. Spielminute schien Ruefer sein eigenes Lob bereits wieder vergessen zu haben. Als vier Flitzer – Aktivistinnen der russischen Protestgruppe Pussy Riot – das Feld stürmten, kam ihm schnell ein lockerer Spruch über die Lippen: «Ich würde mir ja vieles zutrauen, aber ich würde nie im Leben in Russland aufs Spielfeld rennen», erklärte der SRF-Kommentator. Es folgte ein verbaler Aussetzer, bei dem sich Ersthaftigkeit und gesuchter Humor auf eine nicht verträgliche Art und Weise vermischten: «Die vier, die hier aufs Spielfeld gerannt sind, die werden ab Montag irgendwo in Sibirien Steine klopfen – und das für ganz lange Zeit.»
Nach dem Spiel zu reden gaben deshalb für einmal nicht umstrittene Analysen, sondern der flapsige Umgang des Kommentators mit einem sensiblen Politikum. Dazu meinte etwa ein User auf Twitter: «Der Ruefer ist schon mit Fussball heillos überfordert. Bei Politik wird es unappetitlich – und, SRG.D, langsam verantwortungslos.»
Zu Gute halten muss man Sascha Ruefer, dass Kommentatoren bei einem Finalspiel generell einen schweren Stand haben. So ärgerte sich das deutsche Publikum fast genauso über die verbale Leistung von Béla Réthy, der beim ZDF kaum ein gutes Haar am neuen Weltmeister Frankreich liess. Dessen Wortwahl sei «respektlos», befand Philipp Awounou in seinem Kommentar für Spiegel Online.