Der Klein Report beobachtet mit wachsender Besorgnis die Qualität des Onlineportals srf.ch inklusive Themenauswahl der «Tagesschau».
Die gewählten Header sind US-amerikanischen, britischen und Boulevard-Potpourri-Themen angepasst statt einem Service public. Von fünf Beiträgen online – am 12. September 2022 gegen 11 Uhr – stammen über drei aus dem Ausland mit für den schweizerischen politischen Entscheidungsprozess völlig irrelevanten Skandal-Schlagzeilen.
Die schwedischen Parlamentswahlen werden als «Leiden» problematisiert, Spekulationen über die Hausdurchsuchung des FBI portiert und die Prozession in Edinburgh von Charles III. ausführlich per Liveticker übernommen.
Auch bei der Schlagzeile «Verschärfte Visa-Regeln für Russinnen und Russen» wird nicht klar, ob es sich dabei um neue Regelungen im Ausland oder in der Schweiz handelt.
Der Klein Report stellt ernüchtert fest: SRF online und die SRF-«Tagesschau» schaffen es immer wieder, sämtliche «Service public»-Niveaus zu unterschreiten. Der Tod der ersten Bundesrichterin der Schweiz wurde beispielsweise in einem Kurzbericht abgehandelt mit einer Abwertung der herausragenden Juristin Margrith Bigler-Eggenberger als «Expertin für die Stellung der Frau».
Margrith Bigler-Eggenberger hätte prominent in die «Tagesschau» und auf SRF online mit Porträts, Links zur langen Geschichte der Unterdrückung der Schweizer Frauen, Expertinnen-Interviews und so weiter gehört. Doch stattdessen bekamen die Schweizer Zuschauenden per ongoing Liveticker Charles III. und nochmals Charles III. vorgesetzt, als wäre die Schweiz Medienkolonie des britischen Commonwealth.
Bitteres Fazit am Beispiel der Unsichtbarkeit relevanter Schweiz-Themen bei SRF: SRF online verbreitet globale Clickbaits mittels Storytelling und Haltungsjournalismus und verpasst dabei nicht nur die für die Schweiz relevanten Themen, sondern vor allem die für die Demokratie entscheidende Information zum politischen Meinungsbildungsprozess.