Bei ihrer nächsten Sitzung wird der Regionalvorstand der SRG-Sektion Deutschschweiz dem Verwaltungsrat der SRG einen Vorschlag für die Nachfolge von SRF-Direktor Ruedi Matter unterbreiten.
Wie die «NZZ am Sonntag» kürzlich vermeldet hat, hat sich die Liste der möglichen Nachfolger für den Job als SRF-Direktor weiter gelichtet. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten Hansruedi Schoch, Matters Stellvertreter, und Nathalie Wappler, Programmdirektorin beim deutschen MDR.
Bis anhin freuten sich viele SRF-Mitarbeitende darauf, dass es Anfang November endlich so weit sein würde und die Ära Matter der Vergangenheit angehören wird. Doch mittlerweile ist die Vorfreude weg und stattdessen hat sich eine grosse Ernüchterung breitgemacht, wie der Klein Report bei einer Umfrage bei mehreren SRF-Mitarbeitern in verschiedenen Abteilungen eruiert hat. Von «Unverständnis», «Ärger», aber auch von «grosser Wut» ist die Rede.
«Es ist unsäglich, was hier abläuft», sagte eine langjährige SRF-Journalistin gegenüber dem Klein Report. «Niemand kann hier glauben, dass bei einer angeblich so breit angelegten Evaluation am Ende nur Hansruedi Schoch und Nathalie Wappler übrigbleiben.» Viele fragten sich, was genau der Leistungsausweis der beiden ist und ob sie wirklich über Führungsqualitäten verfügen. Beide gelten vor allem als Karrieristen und Matter-Leute.
Viele Mitarbeiter regen sich zudem auf, dass sie alle Nachrichten rund um die Nachfolge von Ruedi Matter als SRF-Direktor nur aus den Medien erfahren und nicht intern darüber unterrichtet werden. «Das arg gelittene Verhältnis zur SRF-Spitze hätte durch eine offene und transparente Orientierung verbessert werden können. Stattdessen mauern die Verantwortlichen und sagen, man müsse sich weiter gedulden», so ein langjähriger News-Redaktor gegenüber dem Klein Report.
Der Klein Report hat bei Andreas Schefer, Präsident der SRG Deutschschweiz und Mitglied des Wahlgremiums für den neuen SRF-Chef, nachgehakt und ihm folgende Fragen gestellt: Wieviele Personen haben sich konkret auf die ausgeschriebene Stelle gemeldet? Wieviele Bewerbungen gab es von SRF-internen Personen? Wieviele haben es schliesslich auf die Evaluationsliste geschafft? Wieviele davon wurden zu einem Erstgespräch geladen? Wieviele zu einem Zweitgespräch? Trifft es zu, dass Sie dem SRG-Verwaltungsrat entweder Hansruedi Schoch oder Nathalie Wappler vorschlagen werden?
Andreas Schefer hat auf die Fragen des Klein Reports wie folgt geantwortet: «Der Prozess zur Nachfolge von Ruedi Matter ist noch im Gang, und deshalb geben wir zurzeit auch keine Auskunft über Einzelheiten des Verfahrens», so der Präsident der SRG Deutschschweiz gegenüber dem Klein Report.
Weiter gibt er zu Protokoll: «Was ich Ihnen sagen kann: Der Regionalvorstand der SRG Deutschschweiz, den ich präsidiere, wird dem Verwaltungsrat SRG SSR den neuen Direktor/die neue Direktorin zur Wahl vorschlagen. Der Verwaltungsrat wird die Wahl noch in diesem Jahr vornehmen. Auf ein fixes Datum hatten wir uns von Beginn an nicht festgelegt.»
Ob sich die Gemüter der SRF-Belegschaft mit dieser mehr als dürftigen Erklärung von Andreas Schefer zufriedengeben werden, ist mehr als fraglich. Statt Transparenz ist Geheimniskrämerei nach wie vor das Credo des Wahlgremiums.
Pikantes Detail am Rande: In den Gängen im Zürcher Leutschenbach ist zu hören, dass «Kassensturz»-Anchorman Ueli Schmezer, der bisher einzige mit Namen bekannte Kandidat, der Radio und TV seit Jahrzehnten bestens kennt, vom Wahlgremium nicht einmal angehört wurde. Für viele SRF-Leute ist das ein Affront und ein Ausdruck davon, dass das Wahlgremium gar nicht ernsthaft nach Alternativen zu Nathalie Wappler und Hansruedi Schoch sucht.