Zu später Stunde diskutierten am Dienstagabend unter der Leitung von Franz Fischlin Medienexperten wie Matthias Ackeret, Verleger von «Persönlich», «Tages Anzeiger»-Journalistin Michèle Binswanger, der Politologe Michael Hermann und Publizist Matthias Zehnder über die Frage, warum sich die meisten Medien bei der Wahl von Trump «trumpiert» hätten. Franz Fischlin klärte sofort auf: «Trumpiert oder besser gesagt trompé kommt aus dem Französischen und heisst man hat sich getäuscht.»
Für den Klein Report kommentiert Redaktorin Corinne Bünzli, die den SRF-Medienclub vom Dienstag unter die Lupe genommen hat.
Getäuscht hat sich SRF auch bei der Zusammenstellung der Gesprächsrunde. Wenn man schon fast die ganze Sendung hindurch immer wieder auch die Rolle der amerikanischen Medien zum Thema macht, hätte man doch auch einen Medienvertreter aus den USA oder einen Europa-Korrespondenten der «New York Times» oder «Washington Post» einladen müssen.
Und so muss sich der TV-Zuschauer anhören, wie Matthias Ackeret wie ein kleiner, naiver Bub von seinen Abenteuerreisen nach Amerika schwärmt und es nicht schafft, den Namen eines Staates (Idaho) richtig auszusprechen. Sein Hang, politischen Grössen auf die Pelle zu rücken, ist hinlänglich bekannt, aber nicht gerade förderlich für eine spannende, objektive Diskussion zum Thema Trump.
Fakt ist: Die meisten Medien wollten der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen und deshalb haben alle geschrieben, dass der Showman keine Chance habe, US-Präsident zu werden. Doch wie sagte für einmal Matthias Ackeret richtig: «Ist der Ruf erst ruiniert, kann man wieder in jemanden investieren.»
Und genau das hat das amerikanische Volk getan. Trump mag ein «Rassist und Sexist» sein, wie die Gesprächsrunde meinte, aber er verspricht den US-Amerikanern auch Arbeitsplätze, was die Wählerinnen und Wähler überzeugt hat. Es interessiert ihn nicht, was die Leute über ihn denken, so lange sie ihn wählen.
Er hat die Macht der sozialen Medien längst schon erkannt, als andere noch Konzepte darüber schrieben. Er ist viel zu klug, um nur dumm zu sein.
Auch hierzulande lagen die meisten Medien falsch. Sie alle haben Trump ignoriert und Hillary Clinton favorisiert. Und nicht realisiert, dass sie dem Publikum aufzwingen wollten, Clinton toll zu finden. Streberinnen mag aber niemand und man wählt sich auch nicht.
Auch wenn sich die Diskussionsrunde beim Medienclub etwas im Kreis drehte, eins wurde schnell klar: Das Vertrauen in die Medien ist geschwunden, das Volk interessiert sich nicht mehr für die Thesen der angeblichen Meinungsmacher.
Auf Social Media kann man ungefiltert und schnell seine Meinung verbreiten und das zählt heute. Das ist nicht nur in Amerika so, sondern auch bei uns in der kleinen Schweiz.
Auch wenn alle Medien schreiben, es würde eng werden beim Brexit und den Abstimmungen über Minarette oder die Zuwanderung. Das Verdikt des Volkes straft alle Meinungsforscher und Medienschaffende regelmässig ab.
Wer wissen will, wie Herr und Frau Schweizer wirklich funktionieren, sollte zum Telefon greifen. Aber nicht nur, um mit Herr und Frau Schweizer zu reden, sondern um einen Termin für ein 1:1-Gespräch zu vereinbaren, forderten Ackeret und Binswanger.
Wie will man wissen, wie Menschen ticken, welche Nöte und Probleme sie haben, wenn man ihnen nicht gegenübersitzt? Journalisten und Journalistinnen sollten wieder mehr raus gehen. Im Dreck wühlen und Stimmungen aufnehmen.
Damit hätte man zwar Trump nicht verhindern können, aber man würde besser verstehen, warum das amerikanische Volk ihn zu seinem Präsidenten gewählt hat.
Last but not least brachte es CBS-Chef Leslie Moonves auf den Punkt: «Donald Trump ist vielleicht eine Katastrophe für die USA, aber verdammt gut fürs Business!»