«Fussball ist unser Leben, denn König Fussball regiert die Welt»: Dies sang die deutsche Nationalmannschaft vor der Heim-WM 1974.
Über die musikalischen Qualitäten der Herren Franz Beckenbauer, Paul Breitner und Berti Vogts kann man geteilter Meinung sein, an der Kernaussage des Songtextes gibt es aber kaum etwas zu deuteln.
Wer es nicht glaubt, dem sei ein Blick in die SRF-Statistik zur EM in Deutschland empfohlen. Den Achtelfinal des Schweizer Teams gegen Italien verfolgten am vergangenen Samstag in der Deutschschweiz durchschnittlich 1,36 Millionen Personen. Dies entspricht einem Marktanteil von 77,4 Prozent. In der Spitze waren bis zu 1,64 Millionen Personen zugeschaltet. Saisonrekord!
Dies ist auch SRF-Direktorin Nathalie Wappler nicht entgangen. Deshalb veranlasste sie mit ihrem Team, dass ab den Halbfinals (am Dienstag, 9. Juli respektive am Mittwoch, 10. Juli – sowie der Final am Sonntag, 14. Juli) die Spiele auf der ersten Sendekette (SRF 1) gezeigt werden. Dort sind die Publikumswerte jeweils noch höher als auf SRF 2.
Doch die Sache hat einen Haken. Weil der rollende Ball mit der News-Sendung «10vor10» kollidiert, wird das Flaggschiff der Nachrichtenredaktion am Dienstag und Mittwoch ebenso gekippt wie der Newsflash zur späten Stunde.
Diese Änderungen lösen nicht nur Jubelgesänge aus. FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen sagt stellvertretend für diverse Parlamentarier: «Es ist absolut unverständlich, dass das Schweizer Fernsehen auf News verzichtet. Man kann die Fussballspiele auch auf dem zweiten Kanal und online zeigen.» Auch Mitarbeiter der zuständigen Redaktionen sollen sich gewehrt haben – ohne Erfolg.
Damit kommt es nächste Woche zu einem Novum in der neueren Schweizer Fernsehgeschichte: «10vor10» wird ersatzlos gestrichen. Wie man die Terminkollision ebenfalls hätte lösen können, zeigen die deutschen Stationen ARD und ZDF. Sie verschieben ihre Nachrichtensendungen während Fussball-Übertragungen jeweils in die Halbzeitpause um 21:45. Das wäre auch bei «10vor10» aufgegangen – sogar zeitlich. Doch bei SRF gehen die Uhren eben erfahrungsgemäss anders als im benachbarten Ausland.