«Frau ... äh ... Badran», Urs Wiedmer, ehemaliger «Arena»-Moderator, kam nicht gleich auf den Namen der neugewählten SP-Nationalrätin aus Zürich. Das war 2011. In leichter Vorahnung rettete sich Wiedmer aus der Bredouille: «Der Name wird bald geläufiger».
Das kann Beni Frenkel bestätigen, der für den Klein Report der Verbandelung zwischen SRF und Badran nachging.
Dass einem SRF-Moderator der Namen von Jacqueline Badran kurz entfällt, passiert nicht mehr. Das hat viel mit ihrem speziellen Auftreten zu tun. Denn Badran schafft etwas, was früher nur SP-Granden wie Jean Ziegler oder Helmut Hubacher gelang, nämlich dieser seltene Mix aus Schärfe, Charme und Gepoltere. Wenn Badran loslegt, dann Gnade dem politischen Gegner. Es fallen Kraftausdrücke, Beschimpfungen, und wenn es zu doll wird, tritt Badran als Reuige auf.
Der jüngste Dreiklang von Entgleisung, Entschuldigung und Nachladen betrifft die NZZ. Christina Neuhaus, Inlandchefin der NZZ, warb in einem Kommentar für die Volksinitiative «200 Franken sind genug». Badran empfahl der Journalistin den Gang zum Psychiater. Später entschuldigte sie sich für diese Einlassung.
Letzten Sonntag wieder eine Attacke auf eine NZZ-Journalistin, diesmal Katharina Fontana, die sich ähnlich positiv zur Initiative äusserte. Das sei «billige Propaganda», schrieb Badran in der «SonntagsZeitung». Und das vorgebrachte Argument, dass die SRG mit den Privatmedien konkurriere, gehöre ins Reich der Faktenfreiheit.
Woher rührt diese Nibelungentreue zum Staatssender? Warum lässt die Nationalrätin keine anderen Meinungen zur Initiative zu und schiesst so scharf gegen Kritiker?
Vielleicht weil SRF und Badran eine perfekte Symbiose geschaffen haben. Kein anderer Politiker, keine andere Politikerin, wird so beleuchtet wie Badran. Keine und keiner lässt so viel zu wie Badran.
Überraschend ist aber, wie sich Badran so freizügig ins seichte Gewässer führen lässt. Ausgerechnet die vehemente Kritikerin der Gratis- und Boulevardmedien. Vor einem Monat fand zum Beispiel das Harmoniequiz «Ich oder Du» mit Badran und Esther Girsberger statt. Eine Frage lautete: «Wer hat mehr Liebesbriefe bekommen?» Es war Badran.
Im Januar informierte die SRF-Sendung «Gesichter und Geschichten», dass Jacqueline Badran ihren Kaffee nur aus rosarotem Porzellan trinke und gerne schwarze Stiefel trage. Ausserdem sei sie fast viermal gestorben.
Vor einem Jahr begleitete sie ein Fernsehteam beim Kinderwagenschieben durch Zürich. Das Kind: nicht von ihr. Und hat jemand über Badrans Biografie berichtet? Klar, im «Tagesgespräch», 25 Minuten lang.
Die SRF-Sendung, in der Badran noch nicht vorgekommen ist, muss zuerst noch erfunden werden. Die lautstarke Politikerin war im «Literaturclub», im «Samschtig-Jass» und hat bei «Politik auf dem Teller» Spaghetti gekocht.
Es versteht sich von selbst, dass Badran gegen eine Mittelkürzung der SRG ist. Bei 200 Franken pro Haushalt liegen Sendungen wie «Samschtig-Jass» und «Geschichten und Gesichter» wohl nicht mehr im Budget.