Zwei Lesern ist ein SRF-Online-Artikel über Freikirchen in den falschen Hals geraten. Obwohl der Ombudsmann keine tendenziöse Berichterstattung erkennt, hätte sich der SRF-Kulturredaktor klarer festlegen sollen, wie er Freikirchen von Sekten unterscheidet.
In der Story «Vom Glauben abfallen: Es war für mich tragisch zu gehen» erzählten zwei Aussteiger: ein ehemaliges Mitglied der Freikirche ICF und ein Ex-Zeuge-Jehovas. Beide hatten ihre Glaubensgemeinschaften verlassen.
Die Beschwerdeführer monierten, dass in der SRF-Berichterstattung eine «subjektive, tendenziöse Feindlichkeit gegenüber evangelischen Freikirchen» zum Ausdruck komme. Freikirchen würden oft einseitig negativ bewertet und die gesellschaftliche Arbeit, die von Mitgliedern im sozialen Bereich geleistet wird, nicht wahrgenommen.
Besonders aufgestossen ist den Kritikern auch, dass direkt nach dem Erfahrungsbericht des ICF-Aussteigers eine ehemaliger Zeuge Jehovas zu Wort kam - ohne Grenzmarkierung zwischen Freikirche und Sekte.
SRG-Ombudsmann Roger Blum zeigt in dem Bericht «ein gewisses Verständnis für Ihr ungutes Gefühl». Im Artikel werde zu wenig definiert, wie sich Freikirchen von Sekten unterscheiden. Keine einzige Kirche würde sich freiwillig Sekte nennen, die Etikette ist immer eine Fremdzuschreibung. Sekten schliessen sich zum Beispiel ab, machen ihre Mitglieder - auch finanziell - abhängig, werden autoritär geleitet. Umso wichtiger, dass solche Begriffe mit journalistischer Sorgfalt verwendet werden, heisst es dazu.