Inmitten des Wahlkampfs um Nationalratssitze fordert das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) die Zürcher Kantonalparteien auf, ihnen die Kontaktdaten nonbinärer Naitonalratskandidierenden zu melden. Insbesondere Hans-Jakob Boesch, Präsident der FDP Kanton Zürich, zeigt sich auf Twitter empört.
«Das SRF will allen Ernstes, dass wir ihnen alle nonbinären Nationalratskandidaten melden. Schon mal was von Datenschutz gehört? Und wann sollen wir für Euch die Linkshänder und die Rothaarigen fichieren?», schreibt Boesch am Dienstagvormittag auf Twitter und veröffentlicht ein Mail des SRF.
Für den Präsidenten der FDP Kanton Zürich steht fest: Das geht so nicht, das verstösst gegen den Datenschutz.
Daraufhin entwickelt sich auf Twitter eine breite Diskussion, wie weit das SRF gehen darf und ob das Sammeln von Kontaktdaten auf diese Weise legitim ist. Auch der Zeitpunkt – wenige Tage, nachdem die Schweizerische Volkspartei (SVP) die «Halbierungsinitiative» der Bundeskanzlei übergeben hat – ist unglücklich gewählt, sind verschiedene User auf Twitter der Meinung.
«Als FDP-Kandidat habe ich es immer sehr geschätzt, dass @mehblau nie gegenüber Medien Auskunft über meine persönliche Identität gegeben hat, sei es betreffend Behinderung, Nationalität(en), Religion et cetera. Ein solches ‚Outing‘ wäre eine klare Grenzüberschreitung», schreibt beispielsweise ein User, der gemäss Eigenangaben selber im Jahr 2023 für die Kantonsratswahlen im Kanton Zürich kandidierte.
Ganz anders sieht dies Christina Bachmann-Roth, Präsidentin Mitte Frauen Schweiz, und gibt Hans-Jakob Boesch folgende Worte mit auf den Weg: «Ich verstehe Ihre Empörung nicht. Sie fragen hoffentlich die Kandidierenden zuerst, ob sie gemeldet werden wollen! Diese wollen sich für Anliegen einsetzen – da hilft Medienaufmerksamkeit. #Datenschutz wird oft benutzt zum Blockieren und Angst schüren. Denken Sie mehr in Chancen!»
Auf Anfrage des Klein Reports bestätigt auch die Grünliberale Partei des Kantons Zürich (GLP), dass sie an SRF keine Kontaktdaten von nonbinären Personen weitergegeben hat. Der Partei sei keine solche Kandidatur auf ihren Listen bekannt, deshalb könne sie SRF keine Daten weitergeben.