Wer hätte das gedacht: «Gotthard», der TV-Event des Jahres, der im Vorfeld von vielen arg kritisiert wurde, stellte am Sonntag- und Montagabend auf dem Schweizer Fernsehen (SRF) alles andere in den Schatten.
Nicht nur vom Budget her, wie der Klein Report bereits berichtet hat, ist der Zweiteiler, den SRF unter anderem mit dem ZDF und ORF koproduziert hat, mit elf Millionen Euro die teuerste Produktion, die SRF je gestemmt hat. Die immensen Kosten haben sich anscheinend aber gelohnt: Denn das Epos um den geschichtsträchtigen Bau des Gotthard-Eisenbahntunnels kam beim Schweizer Fernsehpublikum bestens an.
Der erste Teil am Sonntagabend begeisterte 993 000 Zuschauer (45,9% Marktanteil) und der zweite Teil am Montag mobilisierte auch noch einmal starke 860 000 Personen (45.2%) vor die Bildschirme.
Der Klein Report wollte von Urs Fitze, Bereichsleiter Fiktion bei SRF, wissen, wie zufrieden er mit dem Abenteuer «Gotthard» ist und warum der «Tatort», der zeitgleich wie «Gotthard» auf SRF 2 lief, nicht verschoben wurde.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: «Gotthard» ist für Herr und Frau Schweizer anscheinend ein hoch emotionales Thema. Dementsprechend gut waren die Einschaltquoten. Hat sich das Abenteuer für SRF also gelohnt?
Urs Fitze: «Es ist wunderbar, dass wir mit den beiden Filmen so viele Zuschauer erreichen konnten. Noch wichtiger als der Marktanteil sind für uns jedoch die euphorischen Rückmeldungen aus dem Publikum: `Das ist der beste Schweizer Film, den ich je gesehen habe` und ähnliche Kommentare freuen uns mehr, als die nackten Zahlen.»
Haben die tollen Quoten Ihre Erwartungen übertroffen?
Fitze: «Dieser Film wurde für den Hauptabend und also für ein breites Publikum konzipiert. Dass er aber derart eingeschlagen hat, übertrifft unsere Erwartungen deutlich. Es ist toll, dass es offenbar immer noch möglich ist, einen regelrechten Strassenfeger zu produzieren.»
Der Verlierer des Sonntagabends war ganz klar der «Tatort»: Nur gerade 110 000 Zuschauer (5% Marktanteil) schauten auf SRF 2 zu, wie die beiden Berliner Kommissare Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) auf Mörderjagd gingen. War es richtig, den «Tatort» des Schweizer Regisseurs Christian von Castelberg für «Gotthard» zu opfern?
Fitze: «Wir baten die ARD, diesen `Tatort` auf ein anderes Datum zu verschieben. Dies war leider nicht möglich. Unter diesen Umständen war es die bestmögliche Lösung für SRF. Der spannende und gut gemachte Krimi aus Berlin hätte aber zweifellos einen besseren Sendeplatz verdient.»