Kulturschock für die Schweizer Fussballfans: Drei Frauen führen durch die EM-Sendung. Und der Starmoderator flüchtet an den Jasstisch.
Fussball sei die wichtigste Nebensache der Welt, wird immer wieder behauptet. Nimmt man die Resonanz zur EM-Berichterstattung von SRF zum Massstab, kommt man eher zum Schluss: Fussball ist die Hauptsache.
Am Dienstag sorgte das Schweizer Fernsehen für ein Novum in der Geschichte. Erstmals seit dem Rütli-Schwur wurde ein Männer-Fussballspiel von einer reinen Frauen-Runde analysiert: von Moderatorin Annette Fetscherin sowie den Expertinnen Rachel Rinast und Martina Moser.
Durch die sozialen Medien ging – mehrheitlich von männlichen Usern – ein Aufschrei. Meistgestellte Frage: Sind wir an der Frauen-EM?
SRF reagierte auf Anfrage diverser Medien mit einem Statement: «Die Runde war auch deshalb bewusst mit drei Frauen zusammengesetzt, da in genau einem Jahr, am 2. Juli 2025, die Uefa Women's Euro 2025 in der Schweiz beginnt.»
Ausserdem teilte SRF mit: «Bei uns gingen einige Rückmeldungen ein, wobei es etwas mehr Kritik als Lob gab.» Grundsätzlich verfolge SRF eine genderneutrale Berichterstattung und Personalpolitik.
Eine andere Personalie fand abseits der Gender-Diskussion statt – sorgte aber nicht für weniger Wirbel. Starmoderator Rainer Maria Salzgeber, ehemaliger Spitzentorhüter und heute quasi der mediale Schatten der Schweizer Nationalmannschaft, beendete seine EM-Arbeit mitten im Turnier abrupt, um sich dem Schweizer Nationalspiel zuzuwenden.
Am Donnerstagabend moderierte er die erste Folge des «Donnschtig-Jass» 2024. Das geneigte Fernsehpublikum wird diesen Transfer sicherlich überleben.
Dennoch bleibt die Frage: Macht es wirklich Sinn, einen Moderatoren für den Saisonhöhepunkt im Fussball zu nominieren, der sich dann im entscheidenden Moment selber auswechselt? Antwort: Nein! Nationalcoach Murat Yakin würde kaum akzeptieren, wenn Granit Xhaka vor dem England-Spiel plötzlich zu seiner Familie heimreist, um eine Runde Mini-Golf zu spielen.