Es war ein veritabler Schlagabtausch, den sich die Politiker Cédric Wermuth von der SP und Alfred Heer von der SVP am Freitagabend in der «Arena» des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) zur «Trumpschen Polarisierung» in der Schweizer Politik lieferten.
Im Stile zweier Boxer hieben sie so intensiv aufeinander ein, dass sich Moderator Sandro Brotz wie ein Ringrichter vorkam und der mitdiskutierende Mitte-Nationalrat Philipp Bregy als lachender Dritter aus dem Gefecht hervorging.
Bregy kommentierte nüchtern: «Wie die Polarisierung in der Schweiz aussieht, haben die beiden gerade perfekt auf den Punkt gebracht – verheerend.» In vielen Kampagnen gehe es mittlerweile darum, um sich zu treten. Das sei nichts Schweizerisches. «Wir haben den Grundsatz, ehrliche, korrekte und neutrale Argumente auszutauschen.»
Dagegen prügelten sich Wermuth (moralisch und verbal unterstützt von Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan) und Heer die Feindseligkeiten gegenseitig um die Ohren. Heer kritisierte, dass die Genossen sogar Werbung damit machen, nach Trumps Wahl der SP beizutreten: «Nur die SP politisiert mit Trump. Die SVP hingegen macht nichts.»
Und dann redete sich Heer so richtig in Rage. Er unterstellt allen Linken, eine Revolution anzetteln zu wollen: «Wenn ihr Wahlen in den USA verliert, wollt ihr Steine werfen in der Schweiz. Ihr habt gesagt, wie schlimm Donald Trump ist, aber ihr seid schlimmer!» Der SVP-Politiker begründet dies mit dem «Chaos an den 1.-Mai-Demonstrationen und mit Anti-Israel-Demonstrationen».
Cédric Wermuth sagte zur Kampagnenkultur der eigenen Partei: «Wir greifen nur Menschen an, die mächtig sind. Wir treten nach oben. Die SVP hingegen tritt nach unten gegen Menschen, die sich nicht wehren können, wie Flüchtlinge oder Menschen ohne Stimmrecht.»
Im allgemeinen Getümmel trat Mitte-Mann Philipp Bregy immer wieder als Mahner auf: «Wir haben in der Schweiz den Grundsatz, ehrliche, korrekte und neutrale Argumente auszutauschen. Sonst leidet die Politik.»
Auswirkungen von Trumps erneuter Wahl werden bei den Linken nicht nur in der Debatten- und Kampagnenkultur befürchtet. Sibel Arslan sieht besonders bei der Bekämpfung der Klimakrise eine schwierige Zukunft. Trump werde wieder aus dem Pariser Klimaabkommen austreten wollen, was sie sehr bedauere. «Wir müssen Alternativen suchen, denn die (Klima-)Krise hat gar noch nicht richtig angefangen. Doch bereits jetzt spüren wir es wie etwa im Wallis oder in Valencia. Es ist tragisch», so die Grünen-Politikerin.
Apropos tragisch. Dieses Adjektiv trifft auf die «Arena» vom Freitagabend nicht zu. Aber die Debatte zeigte, dass es keinen Donald Trump braucht, um den Populismus zu kultivieren und zu zelebrieren – von links wie von rechts, konstatiert der Klein Report.