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Montag
14.01.2019

Medien / Publizistik

Döpfner: «...intellektuelle, inhaltliche Krise»

Döpfner: «...intellektuelle, inhaltliche Krise»

Mathias Döpfner, Chef von Axel Springer, holt in einem langen Interview mit der Deutschen Presseagentur (DPA) über mehrere Seiten zum Rundumschlag gegen die Medien aus.

Döpfner, der gleichzeitig Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) ist, beobachtet eine Entfremdung journalistischer Inhalte von ihrer Leserschaft und wirft Journalisten Selbstzufriedenheit und Überheblichkeit vor. Zudem warnt er vor dem Gebrauch Sozialer Medien durch Medienschaffende.

Bestes Beispiel für die Pressekrise sei der Fälschungsskandal um Claas Relotius. «Haltung ist oft wichtiger als Handwerk, Weltanschauung wichtiger als Anschauung. In einem solchen Klima gedeiht Erfindung», findet der Medienmanager.

Die Krise des Journalismus, der Zeitungen und Zeitschriften sei im Wesentlichen «eine intellektuelle, eine inhaltliche Krise»: Die Relevanz, die Journalismus nach dem Zweiten Weltkrieg zur Wiederherstellung der Demokratie noch hatte, sei in der Hoch- und Zeitgeistphase der 70er bis in die 90er Jahre Selbstzufriedenheit und Überheblichkeit gewichen, so Döpfner.

«Und mit einer Lebenslüge müssen wir aufhören: dass die viel beschworene Zeitungskrise durch technologischen Wandel verursacht ist. Das stimmt nicht, das ist ein Alibi», ergänzte der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer im DPA-Interview. «Der Technologiewandel und die Erschliessung neuer Vertriebskanäle bieten wesentlich mehr Chancen für den Journalismus als Risiken. Diese Chancen aber müssen richtig gemanagt werden. Und vor allen Dingen müssen sie inhaltlich richtig gestaltet werden.»

Die Präsenz von Journalistinnen und Journalisten in Sozialen Medien hält Mathias Döpfner hingegen für «problematisch». «Die Idee, dass der Vertreter einer Medienmarke rein privat twittern oder auf Facebook posten kann, ist absurd. Kein Mensch kann das unterscheiden. Ein Chefredakteur oder Redakteur ist dort keine private Person.»

So könnten Äusserungen von Medienschaffenden auf Twitter dem Medium, das sie dort vertreten, Schaden zufügen, so Döpfner. «Verkürzung, Emotionalisierung kann dann, hektisch zwischendurch geschrieben und gesendet, komplexe Sachverhalte verzerren.»

Auch wirtschaftlich mache die Social-Media-Präsenz von Journalisten kaum Sinn: «Warum sollten sie ihr wertvollstes Gut - ihre Erkenntnisse und Gedanken, ihre Inhalte - verschenken, um Twitter zu Exklusivnachrichten oder Kurzkommentaren zu verhelfen?»