Etwas mehr als Halbzeit bei der Ski-WM in St. Moritz: Mit den Entscheidungen bei den Männer- und Frauenabfahrten am gleichen Tag wurde die erste WM-Woche erfolgreich abgeschlossen.
Die Schweiz hat mit Beat Feuz ihre langersehnte Goldmedaille in der Königsdisziplin Abfahrt geholt und am Montag hat Luca Aerni mit seiner Goldmedaille in der Kombination sogar noch nachgedoppelt.
Höchste Zeit also, um mit OK-Direktor Franco Giovanoli über den Super Sunday, die Zuschauerzahlen, die schräge Eröffnungsfeier und Ringier als offizieller Medienpartner zu reden.
Die berühmten Quellwolken sorgten in der ersten WM-Woche immer mal wieder für Verschiebungen. Aber auch für einen Super Sunday mit zwei Abfahrts-Entscheidungen am selben Tag. Wie gross war Ihre Anspannung nach der Absage vom Samstag?
Franco Giovanoli: «Sehr gross. Schliesslich ist die Herren-Abfahrt das Programm-Highlight jeder Weltmeisterschaft, so auch in St. Moritz. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass wir am Super Sunday sowohl die Damen- und Herren-Abfahrt ohne Komplikationen durchführen konnten. Und der Sieg von Beat Feuz ist natürlich die Krönung des Super Sundays, gar keine Frage.»
Mit der offiziellen Zuschauerzahl von 38 000 war der Samstag der bestbesuchte Renntag der Ski-WM überhaupt. Beim Super Sunday kamen hingegen nur noch 30 000 Zuschauer. Woran lag es, dass nicht alle Zuschauer das Angebot genutzt haben, am Sonntag beide Rennen zu schauen?
Giovanoli: «Der Sonntag war schon im Vorverkauf schwächer als der Samstag. Und darum hat es mich auch nicht wirklich überrascht, dass am Super Sunday weniger Fans den Weg nach St. Moritz gefunden haben. Man darf nicht vergessen, dass die Ski-WM auch von vielen Tagesgästen aus dem Unterland besucht wird und die hatten vielleicht am Sonntag andere Pläne. Trotz allem sind wir vom OK her aber äusserst zufrieden mit diesem ersten Rennwochenende.»
Wie sehen die Vorverkaufszahlen für die verbleibenden Rennen aus? Wo könnte der Verkauf noch besser laufen? Wo sind Sie schon jetzt zufrieden?
Franco Giovanoli: «Sehr positiv überrascht hat mich das Zuschaueraufmarsch an der Super Kombi der Herren vom Montag. Der war bedeutend grösser als ich erwartet habe. Und ich bin überzeugt, dass die tollen Resultate der Schweizer – nach der Goldmedaille von Luca Aerni am Montag - jetzt noch mehr Zuschauer motivieren, an die verbleibenden Rennen zu kommen.»
Der Kanton Graubünden hat gerade einer erneuten Olympia-Kandidatur eine ziemlich deutliche Abfuhr erteilt. Die muss sie als OK-Direktor doch schmerzen, oder?
Giovanoli: «Absolut. Ich habe aber mit einer Absage gerechnet. Was mich sehr überrascht hat ist, mit welcher Deutlichkeit das Volk Olympische Spiele abgelehnt hat. Das finde ich richtig schade und tut meinem Sportlerherzen natürlich richtig weh. Graubünden verpasst damit eine grandiose Gelegenheit wieder Gastgeber von Olympischen Spielen zu sein. Ich habe selber drei Olympische Spiele erlebt und ich kann nur sagen, das waren einmalige und unvergessliche Erlebnisse. Jetzt heisst es für mich Daumen drücken fürs Wallis. Die Schweiz hat in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, dass sie der ideale Gastgeber für Olympische Spiele ist. Die Gegner reden nur vom Geld und sehen nicht, welchen nachhaltigen Effekt auf allen Ebenen Olympische Spiele haben können. Das ist schade.»
Zurück zur Ski-WM: Die schräge und wenig unterhaltsame Eröffnungsfeier gab viel zu reden. Kritik hagelte es von allen Seiten. Eine Kritik, der Sie sich auch stellen?
Franco Giovanoli: «Ich habe nicht alles gesehen und kann deshalb auch nicht wirklich objektiv darüber urteilen. Was ich aber von Gästen gehört habe, ist, dass ihnen die Feier grundsätzlich gefallen hat. Der offizielle Teil der FIS war jedoch zu langfädig und zu wenig unterhaltsam.»
Auch die Tatsache, dass das OK ausgerechnet für eine Heim-WM einen österreichischen Speaker engagiert hat, sorgt bei vielen Zuschauern für Kopfschütteln. Warum hat das OK so entschieden?
Giovanoli: «Es ist ein Speaker-Duo. Ein Schweizer und ein Österreicher. Wir haben bei der Zusammensetzung vor allem darauf geschaut, dass es kompetente Moderatoren sind und das sind beide. Und schliesslich ist die Ski-WM keine Schweizer Meisterschaften, auch wenn man das von den Resultaten her fast glauben würde. Nein, Spass beiseite, wir haben uns sehr bewusst für dieses Duo entschieden. Wir wollten damit auch ein Zeichen setzen. Denn St. Moritz ist nicht kleinbürgerlich, sondern weltoffen.»
Ringier ist für viele überraschend der offizielle Medienpartner der Ski-WM in St. Moritz. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Gab es eine öffentliche Ausschreibung?
Franco Giovanoli: «Nein, eine öffentliche Ausschreibung gab es nicht: Ringier hat von Tridem, dem offiziellen Vermarkter der EBU, ganz offiziell ein Paket für die Medienpartnerschaft der Ski-WM St. Moritz gekauft.»
Als OK-Direktor sind sie ganz nah am Geschehen. Und worüber haben Sie sich in der ersten Rennwoche am meisten gefreut? Und welche Fehler sind Ihnen unterlaufen?
Giovanoli: «Gefreut habe ich mich am Sonntag Abend, als der Super Sunday gut über die Bühne gegangen ist, denn der hat mir vor allem am Samstag schon noch Kopfzerbrechen beschert. Mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen und ich war im Vorfeld der Herren-Abfahrt auch sehr nervös. Dass wir nach einer Woche schon drei Weltmeister stellen, hätte ich nicht gedacht, freut mich aber natürlich riesig. Ein Erlebnis war auch der Besuch der Qualifikationsrennen in Zuoz. Auch diese Verantwortlichen haben einen super Job gemacht. Grosse Fehler oder Böcke sind uns und auch mir Gott sei Dank erspart geblieben. Aber dazulernen kann man immer.»