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Freitag
11.09.2015

Medien / Publizistik

Provokante Thesen: Elmar Weixlbaumer

Provokante Thesen: Elmar Weixlbaumer

«Es gibt einen grossen Trend im Medienbereich, nämlich den Verlust an Qualität», sagt Verleger, Autor und Keynote Speaker Elmar Weixlbaumer in seinem Referat am Schweizerischen Medienforschungstag in Anwesenheit des Klein Reports. Die Zukunft stehe im Zeichen der Individualisierung. Die Grenzen in der Umsetzung sind dabei aber alles andere als klar.

«Mit dem Aufkommen der privaten TV-Sender in den 80er-Jahren hat sich gezeigt, dass Qualität den Werbeeinnahmen nicht förderlich ist», begründet Weixlbaumer seine anfänglich geäusserte These. Als zeitgemässes Beispiel nennt er die «Grumpy Cat», ein einfaches Foto einer äusserst mürrisch wirkenden Katze, das der Besitzerin in nur zwei Jahren 100 (!) Millionen Dollar eingebracht habe.

«Wenn sich jemand beispielsweise für Fussball interessiert, musste er früher die Zeitung durchblättern, bevor er zum Sportteil gekommen ist. Dabei hat er immerhin noch die Titel anderer Themen wahrgenommen», führt der Österreicher weiter aus. Heute könne man direkt auf das gewünschte Thema zugreifen, ein «Assistent» sorge dafür, dass man nur noch die gewünschten Inhalte erhalte. «Eine Fokussierung findet statt, die vor den wahren Problemen weglenkt», findet Weixlbaumer.

Wohin das Ganze führen kann, zeigt der Verleger anhand von E-Books auf: «Amazon liefert Daten, wo beim Lesen von E-Books angehalten wird oder ein Unterbruch stattfindet». Der nächste Schritt wäre dann, dass der Autor die entsprechende Stelle neu schreibt, um auf die Wünsche der Leserschaft einzugehen. Was auf den ersten Blick eher verstörend wirkt, passiere tatsächlich teilweise schon in der Filmindustrie mit sogenannten «Alternate Endings».

Mit der Hilfe von Typenkategorisierungen wäre dann auch denkbar, dass ein Journalist einen Artikel vier oder fünf Mal schreibt: Einmal für Typ A, der etwas anderes hören will als Typ B, C oder D. Ein Gedanke, mit dem sich viele Medienhäuser noch nicht anfreunden wollten.

«Viele Verleger weigern sich noch, die Technologien zu nutzen, die eigentlich schon existieren», sagt hingegen Weixlbaumer zum Abschluss eines hochbrisanten Themas.