Armee-Chef Thomas Süssli spricht gern von der globalen Bedrohungslage und der Bedeutung einer schlagkräftigen Landesverteidigung.
Dabei scheint einer der grössten Feinde in den eigenen Reihen zu lauern – in Form von disziplinlosen, sexistischen und diskriminierenden Soldaten und Rekruten.
Vor Wochenfrist wurde durch eine Studie publik, dass jede zweite befragte Person angab, in der Schweizer Armee Opfer von Diskriminierung geworden zu sein. 40 Prozent der Befragten erlebten schon sexualisierte Gewalt. Korpskommandant Süssli sagte dazu: «Das Ausmass hätte ich so nicht erwartet.»
In einem Interview mit dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) führte er aus, dass er dem Problem (unter anderem) mit einem höheren Frauenanteil in der Armee begegnen will: «Man geht davon aus, dass richtige Inklusion bei einer Frauen-Quote von 30 Prozent beginnt. Zehn Prozent wäre das Minimum, damit Inklusion oder Diversität zur Normalität wird.»
Die Studie bringt aber nur zum Vorschein, was schon lange bekannt ist. So veröffentlichte Redaktor Otto Hostettler im «Beobachter» unter dem Titel «Nackte Frau als Abzeichen – null Konsequenzen» die Geschichte eines Lesers, der auf einer Zugfahrt von Lausanne in Richtung Brig einen Soldaten mit einem obszönen Abzeichen an der Uniform erblickte: Mitten auf dem Schweizerkreuz kniet eine nackte Frau, ihren Hintern streckt sie in die Höhe, dem Betrachter entgegen.
Auf Nachfrage des «Beobachters» sagte Armee-Sprecher Stefan Hofer: «Das vorliegende Abzeichen entspricht in keiner Art und Weise den Werten der Armee.» Er stellte Untersuchungen der Armeepolizei in Aussicht und kündigte an, dass die fehlbaren Armeeangehörigen zur Rechenschaft gezogen werden.
Drei Wochen später sind die Ermittlungen festgefahren. Weil die (offiziellen) Abzeichen dank Klettverschluss einfach ausgetauscht werden können, machen sich die Armeeangehörigen offenbar einen Spass daraus, ausserhalb der Kaserne ihre eigenen Badges anzuheften.
Sprecher Hofer sagt dazu konsterniert: «Anhand der vorliegenden Fakten konnte die betreffende Person leider nicht ermittelt werden.»
Oder mit anderen Worten – frei nach Eduard Zimmermann selig: «Die Polizei tappt im Dunkeln.» Ganoven-Ede hätte ein «Aktenzeichen XY … ungelöst» eröffnet und wäre dran geblieben.