Der Blick von Aussen dominiert in den Medienberichten zur Zürcher Street Parade. Unterbelichtet bleiben die wirtschaftlichen Hintergründe sowie die Motive und die Freude der Raver.
«130 Verhaftungen und 10 000 verteilte Kondome» übertitelte blick.ch am Sonntagmittag den Grossevent und roch den Uringeruch, der «noch über der Stadt hängt». Mit einer «grossen Drogen-Reportage» doppelte das Ringier-Portal wenig später nach und schaute den Chemikern über die Schultern, die am Bürkliplatz Gratis-Drogentests zur «Schadensminimierung» anboten.
«20 Minuten» rückte schon im Vorfeld die Parade der «schwer bewaffneten Polizisten» ins Schlaglicht, die auf der Partymeile rund um das Zürcher Seebecken patrouillierten. In seiner Online-Ausgabe diagnostizierte das Tamedia-Blatt: «Mit zunehmendem Alkohol- und Drogenkonsum haben Aggression und Gewalt an der Street Parade zugenommen.»
Total wurden 35 Dealer festgenommen sowie «rund 570 Ecstasytabletten, rund 110 Gramm Cannabis und rund 85 Gramm Kokain» beschlagnahmt, zog das Zürcher Sicherheitsdepartement am Sonntagmittag gegenüber den Medien feinsäuberlich Bilanz.
Die Beamten brachten 19 Raver in die Ausnüchterungsstelle, ein paar Entreissdiebstähle und eine illegale After-Party wurden verzeigt. Die meisten Streitereien, in die die Polizei eingriff, verliefen «glimpflich». 526 Personen betreuten die Sanitäter, 24 Prozent weniger als im Vorjahr.
Dass die alljährliche «Demonstration für Liebe, Friede, Freiheit, Grosszügigkeit und Toleranz» auch mal stinkt, handgreiflich wird und haufenweise Abfall produziert, mag stören. Und auch die dröhnenden Hammer-Bässe müssen nicht jedermanns Geschmacksnerv treffen.
Und doch fällt auf, wie schnell Drogen und Kriminalität ins Suchraster der Medien geraten. In der Berichterstattung über die «farbigste Technoparade der Welt» - so das Versprechen der Veranstalter - wird ruckzuck genau das gehighlightet, was anstösst und Schatten wirft. Ein flüchtiger Blick von Aussen überwiegt in den Berichten. Blick.ch sprach vom «jährlichen Wahnsinn».
Doch wie zum Beispiel die Gesamtbilanz aussieht zwischen den städtischen Infrastrukturkosten einerseits und der Wertschöpfung dieser von der Stadt nicht subventionierten Riesen-Fete andererseits, interessiert nicht. Ebenso wenig, was die 900 000 Technobegeisterten aus aller Herren Ländern eigentlich nach Zürich pilgern lässt. Oder was ihnen das Gedränge und Gedröhne gibt. Sie bleiben graue Masse. Trotz allem bunten Flitter.