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Donnerstag
24.12.2020

Medien / Publizistik

Serge Michel: «Ich behaupte zu keinem Zeitpunkt, dass diese drei Personen Opfer von 'Konzernjournalismus' sind.»

Serge Michel: «Ich behaupte zu keinem Zeitpunkt, dass diese drei Personen Opfer von 'Konzernjournalismus' sind.»

Der Bericht des Klein Reports über die Artikelserie «Tamedia Papers» der «Republik» und des Westschweizer Portals «Heidi.news» hat hohe Wellen geschlagen.

Serge Michel, Chefredaktor von «Heidi.news», hat sich daraufhin beim Klein Report zu Wort gemeldet. In seiner Replik will er allfällige Unklarheiten aus dem Weg räumen – und erklärt, warum eine Spende kein «pikantes Detail» sein soll.

Die Replik von Serge Michel: «Der Klein Report hat am 18. Dezember sehr schnell auf einen Twitter-Thread von Philippe Reichen, Westschweiz-Korrespondent des 'Tages-Anzeigers', reagiert. Reichen kritisierte meinen Artikel 'Die Wucht der Dampfwalze' aus der Serie 'Tamedia Papers', die von 'Heidi.news' und der 'Republik' gemeinsam publiziert wird.

Im Artikel habe ich allerdings nicht geschrieben, dass die drei Persönlichkeiten, die ein Verfahren gegen Tamedia eingeleitet haben (Pascal Broulis, Frederik Paulsen und Eric Hoesli) 'Opfer einer angeblichen Medienkampagne waren'. Ich schrieb, dass sich diese drei Personen 'als Opfer von Medienkampagnen seitens der Zeitungen oder Journalistinnen von Tamedia' sehen.

Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Aussagen? Ich habe mich vollkommen neutral verhalten, die Einschätzungen der Beschwerdeführer wiedergegeben und Tamedia die Möglichkeit gegeben, Stellung zu beziehen. Ich behaupte zu keinem Zeitpunkt, dass diese drei Personen Opfer von 'Konzernjournalismus' sind. Ob dies tatsächlich der Fall ist, werden die Gerichte entscheiden müssen.

Ausserdem erwähnt der Klein Report ein 'pikantes Detail': Und zwar die Tatsache, dass 'Heidi.news' eine Spende von Ferring, der Firma von Frederik Paulsen, erhalten hat. Doch das ist kein pikantes Detail, sondern eine Information, die wir bereits vor einigen Monaten auf unserer Website veröffentlicht und in der Serie über Tamedia mehrfach erwähnt haben.

'Heidi.news' wird hauptsächlich durch seine Aktionäre und Abonnenten finanziert. Auch Spenden gehören zu unserem Modell: Die Spende von Ferring in Höhe von 250'000 Franken erfolgte transparent und ohne jegliche Gegenleistung.

Im Übrigen sind alle Namen der Investoren von 'Heidi.news' – mit Ausnahme von drei Personen, die anonym bleiben möchten – auf unserer Website aufgeführt und damit öffentlich einsehbar.

Zum Abschluss möchte ich noch darauf verweisen, dass die Idee für einen Überblick über die Schweizer Presse, die später auf die Tamedia-Gruppe eingegrenzt wurde, von mir stammt. Denn schon Ende 2018 haben wir bei 'Heidi.news' definiert, was die möglichen Themen unseres redaktionellen Formates 'Explorations' sein könnten. Das war alles, bevor die Aventinus-Stiftung ins Leben gerufen und Eric Hoesli zum Vorsitzenden des zukünftigen Verwaltungsrats von 'Le Temps' berufen wurde.

Die Recherchen haben allerdings so lange gedauert, weil mehr als 50 Personen befragt worden sind und weil es schwierig war, einen Journalisten zu finden, der die Risiken tragen will, die ein solches Thema für den Rest der Karriere mit sich bringen können.

Die Geschichte ist angesichts der Bedeutung von Tamedia als führender Verlag der Schweiz von öffentlichem Interesse – und stösst sowohl bei unseren Lesern wie auch bei denjenigen der 'Republik' auf grossen Anklang.»