Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest steckt in der Zwickmühle: Viele alteingesessene Fans des «Hoselupf» sehen nur ungern, dass der Event mit 400'000 Besuchern und 56'500 Zuschauern im Stadion schon längst aus allen Nähten platzt und immer mehr als Massenevent vermarktet wird.
Andererseits arbeitet das Schweizer Fernsehen (SRF) weiter daran, das Schwingfest als Sport-Grossanlass mit urschweizerischem Image zu etablieren. So verfolgten an diesem Wochenende bis zu 850'000 Zuschauer/-innen das Geschehen aus Zug live am Fernsehgerät.
Ganze 18 Stunden zeigte der Sender, wie Armon Orlik, Joel Wicki, Samuel Giger, Christian Stucki und alles, was in der Szene sonst noch Rang und Namen hat, um den Titel des Schwingerkönigs rangen. Im Schnitt verfolgten 339'000 Personen die Kämpfe im Sägemehl, was laut SRF einem Marktanteil von 72,7 Prozent (Zielgruppe 3+, Deutschschweiz, Overnight) entspricht.
Die hohen Einschaltquoten überraschen wenig, wenn man sieht, dass die «Bösen» die Vorberichte bei SRF schon seit Wochen dominieren. Der Schwingsport, so wird es vermittelt, gehört zur DNA der Schweizerinnen und Schweizer. Alphorn, «Chüeligurt» und Jodelmusik werden plötzlich zur urschweizerischen Tradition hochstilisiert – eine Art landwirtschaftlicher Gegenentwurf zur städtischen Elite. Das befremdet auch Personen, die selber eher ländlich aufgewachsen sind.
Das Marketing mit rot-weissem Anstrich funktioniert aber scheinbar. Und wenn es nach Bundespräsident Ueli Maurer geht, so würde das nächste Eidgenössische Schwingest 2022 in Pratteln noch grösser werden als das Fest in Zug. Heisst also noch mehr Personen, die um die Mittagszeit vor den Zelten gedrängt auf ihren Cervelat warten.
Die Begeisterung des alteingesessenen Publikums hält sich in Grenzen. Am Wochenende schüttelten einige den Kopf, als bereits zum vierten oder fünften Mal die Sponsoren heruntergelesen wurden.
Und wer in der Arena den falschen Platz erwischte, dem versperrte die SRF-Kamera auch noch den Blick auf die Schwinger im Ring. Man fragte sich, weshalb im Stadion kein Monitor aufgehängt wurde, wo doch für die Fernsehzuschauer zu Hause extra hochauflösende Bilder produziert wurden.