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Dienstag
30.08.2022

Medien / Publizistik

«Der Titel war nichts wert, weil ich eine Frau bin...»          (Bilder: Sonia Kälin/Webseite)

«Der Titel war nichts wert, weil ich eine Frau bin...» (Bilder: Sonia Kälin/Webseite)

Während sich der reale Schwingsport mit Nachwuchs und als Randsportart in der Realität eher schwertut, zelebrieren die Medien das Eidgenössische Schwingfest (ESF22), als wäre es ein nationales Ereignis erster Güte.

Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) bringt einen Livestream und kleistert sein Online-Portal mit Schwingen zu. «20 Minuten» glänzt mit aufrührenden Bildern und «nichts für schwache Nerven».

Auch die CH Media dominieren mit Liveticker und flächendeckender Berichterstattung. Relevanz ist kein primäres Kriterium mehr für Berichterstattung, Hauptsache, die Klickraten stimmen und es reklamieren keine Männer.

Wohl deshalb fungiert der grassierende Sexismus von ESF22 unter «ferner liefen». Im Juni wurde bekannt, dass der Eidgenössische Frauenschwingverband bei der Vergabe der Tickets einfach nicht berücksichtigt wurde. 20 Minuten Online berichtete darüber am 26. Juni 2022. Die zwei Schwingerinnen Sonia Kälin und Aurélie Gisler sind nur auf guten Plätzen, weil sie «Botschafterinnen der Baselbieter Kantonalbank» sind, dem Hauptsponsor des Festes.

Als eine Woche vor dem Eidgenössischen der Männer die Schwingerinnen ihr Fest feierten, kriegten sie nicht wie die Männer von Ehrendamen die Kränze aufs Haupt, sondern wurden von einem Surferboy mit Wellenfrisur, Tattoo, Converse-Schuhen und Sonnenbrille gekrönt. Die Schwingerkönigin 2022, Diana Fankhauser, wurde von der «Neuen Zürcher Zeitung» «kecke Monarchin» genannt und deren Vorliebe für «hornlose Rinder» hervorgehoben.

Die mehrfache Schwingerkönigin (2012/15/16/17) Sonia Kälin spricht im Interview vom 27. August 2022 online Klartext zu Männer- und Frauenschwingen: «Der Titel war nichts wert, weil ich eine Frau bin.» Die erfolgreiche Kälin sagt weiter, dass der «fehlende Zipfel» ihr mühsame Diskussionen und «abschätzige Kommentare» gebracht hätte und sie vor allem wegen des «Donnschtig-Jass» auf SRF bekannt wurde und nicht aufgrund ihrer grossen Leistungen.

Ein Wort noch zum Finanzunterschied zwischen Männern und Frauen beim Schwingen: 50'000 Franken bei 1'000 Zuschauenden. Bei den Männern sind es 40 Millionen Franken und 51'000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Und: Eine Medienpräsenz, die an Männerinszenierungen wie anno dazumal erinnert und fast frauenfrei zelebriert wird.