Zu düster, zu verworren, zu langatmig: Das sind die wenig schmeichelhaften Kritiken zum Schweizer «Tatort» vom letzten Sonntag mit dem Titel «Freitod». Obwohl man das Thema Sterbehilfe durchaus kontrovers hätte diskutieren können, ist es den Machern – der Regisseurin Sabine Boss und den beiden Hauptdarstellern Stefan Gubser und Delia Meyer als Kommissare – nicht gelungen, den Zuschauer tatsächlich für das Thema zu interessieren.
Auch weil in diesem «Tatort» die Kommissare total in den Hintergrund getreten sind und das Feld fast durchwegs dem bipolar gestörten Sohn der sterbewilligen Frau aus Deutschland überliessen, der durch ein hässliches und wenig einladendes Luzern stürzte. Und seit wann kann man in der Schweiz einfach so in ein Krematorium hineinlaufen? Fragen über Fragen. «Freitod» war ein «Tatort» zum Wegschauen.
Und dies taten die Zuschauer auch: Vor allem in Deutschland: Nur gerade 6,74 Millionen Zuschauer waren bei der ARD gespannt auf die Arbeit von Flückiger und Ritschard. Normalerweise erreicht ein «Tatort» am Sonntagabend locker 8 bis 9 Millionen Zuschauer, wenn nicht gerade gleichzeitig auf ZDF ein Spiel der deutschen Fussball-Nationalmannschaft läuft.
Und hin und wieder knackt er auch die 10-Millionen-Marke, wenn zum Beispiel die Ermittler aus Münster – Thiel, Boerne und Alberich – am Wuseln sind.
Doch zurück zu «Freitod»: Der «Tatort» aus Luzern war der schwächste «Tatort» des Jahres. Während der Schweizer Beitrag bei den TV-Zuschauern sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland komplett durchfiel, ist die ARD nicht so unbarmherzig. Im Gespräch mit dem «Blick» zeigt sie sich sogar versöhnlich. Der Schweizer «Tatort» gehöre mit seiner spezifischen Prägung mit zur «Tatort»-Familie und man würde das als Bereicherung ansehen. «Auch die deutschen 'Tatorte' werden in der Kritik oft sehr unterschiedlich bewertet, da wird bei der Schweiz keine Ausnahme gemacht.»
Bleibt also nur zu hoffen, dass «Freitod» eine negative Ausnahme bleibt, und dass uns SRF mit Flückiger und Ritschard das nächste Mal positiv überraschen wird.