Der «NZZ-Folio»-Redaktor Reto U. Schneider hat den Georg-von-Holtzbrinck-Preis für Wissenschaftsjournalismus erhalten. Er wurde für die drei Beiträge «Die Rettung Angelinas», «Mars macht immobil» und «Nicht Kevin» ausgezeichnet.
«Den Ausschlag für den Preisgewinn gab der Text `Die Rettung Angelinas`. Das haben mir Mitglieder der Jury bestätigt», sagte Schneider dem Klein Report.
«Ein journalistisch guter Wissenschaftstext muss erstens verständlich sein. Über Stil und Dramaturgie kann diskutiert werden, über Verständlichkeit nicht. Zweitens muss er das Thema in einen grösseren Zusammenhang stellen und drittens eine Geschichte erzählen. Der dritte Punkt ist der schwierigste und gelingt mir auch nicht immer.»
Bei seinem Gewinnertext «Die Rettung Angelinas» war Schneider von der Dramaturgie überzeugt und reichte ihn deshalb für den Preis ein.
Der Artikel befasst sich mit den genetischen Ursachen für Brust- und Eierstockkrebs. «Die Entdeckung des Brustkrebsgens war ein Wettlauf zwischen Forschergruppen», erklärte Reto U. Schneider. «Während ich recherchiert habe, gab Angelina Jolie bekannt, dass sie Trägerin des Gens ist und sich beide Brüste hat amputieren lassen.»
Ich habe den Lebenslauf von Jolie studiert und mir ist aufgefallen, dass die Schauspielerin ein Jahr nachdem die Suche nach dem Brustkrebsgen begonnen hat, geboren wurde. Angelina Jolies Rettung begann also noch vor ihrer Geburt. Also habe ich in dem Artikel anhand des Lebenslaufs aufgezeigt, wie der Wettlauf um den Fund des Gens abgelaufen ist. So konnte ich für die Leser verständlich machen, wie lange solche Prozesse in der Forschung brauchen.»
Reto U. Schneider ist der zweite Schweizer, der den Georg-von-Holtzbrinck-Preis erhalten hat. Der erste war Herbert Cerutti 1996. «Herbert ist ein guter Freund von mir. Auch er hat für das `NZZ Folio` geschrieben und wir haben lange zusammengearbeitet. Es ist schön, auf ihn zu folgen.»
Schneider bleibt aber trotz Preis aus Berlin bescheiden. «Ich bilde mir nicht viel auf den Preis ein. Ich mache, was ich mache mit Leidenschaft, aber ich lese oft Texte, bei denen ich denke, das könnte ich nicht.»
Mit dem Preisgeld von 5000 Euro will der NZZ-Redaktor sein nächstes Buchprojekt mitfinanzieren.