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Dienstag
17.10.2017

Medien / Publizistik

«CC» ist Dauergast in den Schweizer Medien

«CC» ist Dauergast in den Schweizer Medien

Je lauter und polemischer er ist, desto mehr wird über ihn berichtet. Nein, die Rede ist nicht von Donald Trump, sondern von Sion-Präsident Christian Constantin. Nur schon der «Blick» widmete «CC», wie er in den Medien oft genannt wird, seit seiner Prügelattacke auf Ex-Nati-Coach Rolf Fringer 49 Artikel.

Redaktor Arno Meili kommentiert für den Klein Report den medialen Umgang mit dem «verrücktesten Präsidenten von Fussballeuropa», wie er vom Magazin «World Soccer» genannt wurde.

Christian Constantin liebt die grosse Bühne. Da ihm diese aus sportlicher Sicht mit dem FC Sion bisher aber verwehrt blieb, inszeniert sich CC gerne selbst. Kräftige Hilfestellung bieten ihm Schweizer Medien, die sich unisono auf die Skandale des Patrons stürzen und diese noch weiter aufblähen.

Die grösste Plattform für die Constantin-Show bietet dabei blick.ch: In einem nach ihm benannten Dossier finden sich seit der Prügelattacke auf Teleclub-Experte Rolf Fringer am 21. September 49 Artikel zu seiner Causa. Darunter drei Kommentare von Sportjournalisten des Boulevardblattes sowie Interviews mit Fringer, Teleclub-Sportchefin Claudia Lässer sowie Liga-Präsident Heinrich Schifferle und Liga-Boss Claudius Schäfer.

Höhepunkt der bisherigen Berichterstattung ist aber der Live-Ticker von blick.ch zur Medienkonferenz, die CC nach seinem Angriff auf Fringer am 22. September einberief. Zwar bezeichnete das Blatt die Konferenz als «irre Video-Show», trotzdem bleibt die Frage offen, ob ein Live-Ticker - der sonst bei Themen wie der Bundesratswahl oder politischen Grossereignissen eingesetzt wird - hier dem Newswert der tatsächlichen Story angemessen war.

Dieselbe Frage stellt sich auch im Umgang von «20 Minuten» mit Constantin. Zwar lassen sich im Online-Archiv der Pendlerzeitung «nur» 23 Artikel zum Fall Constantin-Fringer finden, jedoch gewichtet auch die Tamedia-Gratiszeitung den Nachrichtenwert des Sion-Präsidenten hoch.

Dies illustriert der Artikel «Constantin verkauft seinen Platz im Tourbillon», der am Samstag als Breaking News an die Leser und Leserinnen von 20min.ch versandt wurde. Inhalt des Artikels: Constantin will sich wohl doch nicht über das Stadion-Verbot der Liga hinwegsetzen. Mehr Newsgehalt hatte diese Breaking News allerdings nicht.

Keine Breaking News, jedoch 25 Artikel zu Prügel-CC lassen sich auf der Homepage des «Tages-Anzeigers» finden, darunter eine Presseschau, zwei Porträts und zwei Kommentare der Sportredaktion. Constantin, der heutige Bauunternehmer, Architekt und ehemalige Torwart des FC Lugano, schafft es also spielend leicht auch über die Grenzen der Boulevardblätter hinaus.

Unbestritten ist dabei, dass der «verrückteste Präsident von Fussballeuropa» gerade in der biederen Schweizer Liga eine Ausnahme darstellt und ein tätlicher Angriff auf den ehemaligen Trainer der Nationalmannschaft natürlich eine Berichterstattung nach sich ziehen muss.

Fraglich bleibt jedoch, ob eine Meldung zum Verkauf eines Sitzplatzes wirklich einen so überdehnten Breaking-News-Wert hat. Und ob eine selbst einberufene Pressekonferenz gleich live per Newsticker die Welt «bespielen» muss. Das bedeutet, dass im heutigen Skandaljournalismus Themen wie der Vandalismus an der Uni Bern oder eine Revision des US-Waffengesetzes tatsächlich weniger Newswert besitzen als die irre CC-Show.

Fest steht, dass Constantin um die Wirkung seiner kontroversen Aussagen und Aktionen sowie um die Berichterstattung darüber weiss. Seine «trumpsche» Vorgehensweise der Skandalbefeuerung der Medien ist offensichtlich.

Doch im Gegensatz zum US-Präsidenten ist CC nicht der mächtigste Mann der Welt, sondern lediglich Präsident des FC Sion. Eine selektivere Berichterstattung über Constantin wäre deshalb angebracht, gerade in einer Zeit, in der sich private Medienhäuser immer häufiger mit dem Vorwurf des Skandaljournalismus konfrontiert sehen.