Die Nachricht ist brisant und fehlt bisher auf srf.ch: Der Chefredaktor der «Weltwoche», Roger Köppel, war offensichtlich wieder in Moskau, hat auch Präsident Wladimir Putin begrüsst. Köppel berichtete live aus dem Kreml.
Ähnlich wie sein US-amerikanischer Journalistenkollege Tucker Carlson im letzten Jahr schwärmte Roger Köppel von den sauberen Strassen, der beeindruckenden, von Ordnung geprägten Innenstadt Moskaus und zeigte sich erfreut über die angenehm traditionellen und imposanten Räumlichkeiten des Präsidentenpalasts.
Roger Köppel ist laut Eigenaussagen im Gefolge der ungarischen Delegation in einer Militärmaschine nach Russland geflogen. Der ungarische Staatspräsident Viktor Orban füllte auf Einladung Köppels schon eine Veranstaltung in Zürich im letzten Herbst. Neben Roger Köppel für «Die Weltwoche» waren auch BBC und Sky News vor Ort.
In Brüssel hat der Besuch von Viktor Orban nach Kiew und nach Moskau für erhebliche Kopfschmerzen gesorgt. Auch bei der Nato kam der Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten nicht gut an.
Die neue Preisträgerin des deutschen Friedenpreises, Anne Applebaum, verkündete auf X, dass «es unverantwortlich wäre, Viktor Orban zum Nato-Gipfel einzuladen». Er oder seine Minister würden sofort alles den Russen weiterpetzen.
Die amtierende und für eine zweite Amtsperiode designierte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen meinte, dass keine Beschwichtigungsbesuche Putin irgendwie in seiner Aggression gegen die Ukraine stoppen könnten.
Der Schweizer Chefredaktor sieht dies völlig anders und hält an seinem Pro-Russland-Kurs fest.
In der «SonntagsZeitung» fasste Claudia Blumer unter dem Titel «Roger Köppel zu Gast bei Putin» dessen Reise auf einer Dreiviertel-Seite zusammen. «Diese Woche wurde Viktor Orban EU-Ratspräsident. Am nächsten Tag reiste er zum Friedensgespräch nach Kiew, dann weiter nach Moskau», schreibt Blumer im Einstieg. «Mit dabei als Journalist war «Weltwoche»-Verleger und -Chefredaktor Roger Köppel, der in mehreren Videobotschaften direkt vor Ort über die Reise berichtete.»
«Welches Friedensgespräch?», fragt sich der Klein Report. Was wissen Blumer oder Orban, was die EU nicht weiss?
«Orban habe herausfinden wollen, wo Wladimir Putins rote Linien sind, was dieser von den Friedensvorschlägen von Brasilien und China hält und wie er Ungarns Vorschlag eines sofortigen Waffenstillstands mit nachgelagerten Friedensverhandlungen beurteilt», schreibt die Journalistin.
Um es vorwegzunehmen: Der Artikel trieft vor Harmlosigkeit. Dass Köppel ein glühender Verehrer des Rechtsaussen-Politikers Orban ist, weiss man. Am Montag gründet dieser mit weiteren Rechtsaussen-Parteien im EU-Parlament ein Bündnis.
Im «SonntagsZeitung»-Artikel wird gegen Ende des Textes darauf hingewiesen, dass zahlreiche Exponenten aus Europa und den USA Orbans Reise krititsiert hätten.
Blumer zitiert dann Gott sei Dank auch noch Kriegsreporter Kurt Pelda, der Köppels Aussagen in der «Aargauer Zeitung» als «Unfug» zerlegte. So habe Köppel «nicht erwähnt, dass Putin noch vor der Bürgenstock-Konferenz die Bedingungen für Friedensgespräche genannt habe», heisst es im Text. Und das ist unter anderem «die Einverleibung von vier ukrainischen Provinzen und der Verzicht auf einen Nato-Beitritt der Ukraine».
Vertieft recherchieren könnte Claudia Blumer am Weltwoche-Sommerfest vom 21. August im Zürcher Restaurant Terrasse, das von Restaurant-Besitzer Rudi Bindella mitgesponsert wird.