Über mehr als fünf Minuten lang begleitete das Schweizer Fernsehen (SRF) in der Sendung «Schweiz aktuell» den Politiker Geri Müller, der erneut für das Amt des Badener Stadtammannes kandidiert. Nun hat der SRF-Ombudsmann eine Beanstandung gutgeheissen, wonach SRF mit dem Beitrag «pure Wahlhilfe» für Müller geleistet habe.
Am 24. September wird der neue Badener Stadtammann gewählt. Nur 17 Tage zuvor berichtete «Schweiz aktuell» ausführlich über den Grünen-Politiker. Die weiteren Kandidaten Markus Schneider (CVP), Erich Obrist (parteilos, früher SP) sowie Sandra Kohler (parteilos) spielten im Beitrag eine untergeordnete Rolle.
«Der Beitrag begleitete Geri Müller zu einem wichtigen öffentlichen Auftritt und geht der Frage nach, wie weit die Nacktselfie-Affäre seine aktuelle Kandidatur heute noch überschattet und wie er damit umgeht», begründete Basil Honegger, Redaktionsleiter «Schweiz aktuell», den deutlichen Fokus auf Müller.
Den Vorwurf, mit der einseitigen Berichterstattung Wahlhilfe für Geri Müller zu leisten, wies Honegger in einer Stellungnahme für den Ombudsmann von sich: Das Bekanntheitsgefälle zu den anderen Kandidaten sei so gross, «dass wir es mit unserem Bericht kaum verschärfen konnten», sagte er dazu.
Anders Ombudsmann Roger Blum, der zum Schluss gelangte, dass Geri Müller im fraglichen Beitrag «per saldo positiv» gezeichnet werde. Zwar werde die Selfie-Affäre erwähnt, jedoch fehle eine kritische Hinterfragung seiner Politik. «Es wird für ihn im Beitrag nie knifflig», lautet die Einschätzung des Ombudsmannes.
Weil der Beitrag zudem kurz vor den Wahlen ausgestrahlt wurde, hätte er «besonders strengen» Kriterien genügen müssen. Diesen Anforderungen wurde er nach Ansicht des Ombudsmannes «eindeutig nicht» gerecht. «Am besten wäre gewesen, `Schweiz aktuell` hätte einen kurzen Beitrag angehängt, in dem die drei anderen Stadtammann-Kandidaten kurz zu Wort gekommen wären.»