Der «Tages-Anzeiger» provoziert mit einer neuen Fotoserie: Die teils erschütternden Bilder rücken der industriellen Tierzucht hinter der Haute Couture auf die Pelle. Eine Gratwanderung zwischen Ekel und Ästhetik.
Die Symbolbilder der Massentierhaltung sind meistens düstere Käfige und verkrustete Gitterroste. Auch solche Bilder sind unter den Fotografien von Paolo Marchetti, die tagesanzeiger.ch/Newsnet am Freitag aufgeschaltet hat.
Doch vor allem weniger bekannte Seiten rückt der italienische Fotograf in den Fokus. Wie werden diese Tiere gehalten? Wie werden sie getötet? Wie wird ihre Haut oder ihr Fell verwendet? Diese Fragen reflektiert die Webserie fotografisch unter dem Titel «Der Preis der Eitelkeit».
Da ist zum Beispiel ein Zuchtgelände zu sehen, auf dem sich das fabrikartige Stallgebäude bis an den Horizont erstreckt. Oder ein junger Mann, der an der Schlachtbank steht und Krokodilen die Gurgel durchschneidet. Oder ein Haufen hingeworfener Tierkadaver, denen gerade erst ihre teure Haut abgezogen wurde – schwere Kost auf nüchternen Magen.
Die Bilder dokumentieren das Grässliche. Sie schockieren und wollen offensichtlich Aufmerksamkeit erregen. Und zugleich kommen sie mit einem künstlerischen Anspruch daher. Darin sind sie den provokativen Fotos von Benetton-Fotograf Oliviero Toscani ähnlich, der seit Kurzem wieder für die Modemarke Bilder schiesst.
Paolo Marchetti, dessen Arbeiten unter anderem im «Guardian», «Geo» und der «New York Times» publiziert wurden, versteht es genauso wie Oliviero Toscani, im Ekel die Ästhetik sichtbar zu machen. Was wahrscheinlich noch mehr erschüttert.