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Samstag
28.04.2018

Medien / Publizistik

«Pendler subventionieren alle»

«Pendler subventionieren alle»

Zwei Artikel im «Tages-Anzeiger» und im «Blick am Abend» müssen bei der SBB-Führung für heisse Köpfe gesorgt haben. Die in den Texten aufgestellten Behauptungen seien «haltlos» und würden jeglicher Grundlage entbehren, heisst es im SBB-Medienblog. Die verantwortlichen Journalisten empfinden den Rundumschlag der Bundesbahnen als «lächerlich».

In den Mittwoch-Ausgaben von «Tages-Anzeiger» und «Blick am Abend» war zu lesen, dass Pendler «die Dummen sind» und dass Generalabo-Besitzer günstigere Billette «querfinanzieren» würden. Toni Häne, Leiter SBB Personenverkehr hält dazu im SBB-Medienblog fest: «Die Behauptungen von ´Tages-Anzeiger` und ´Blick am Abend` sind haltlos». Besitzerinnen und Besitzer eines Generalabos sind für die ÖV-Branche die treusten Kunden. Die Behauptung, GA-Kunden würden andere Leistungen im ÖV quersubventionieren, sei «schlicht falsch» und entbehre jeglicher Grundlage.

«Die aus der Luft gegriffene Behauptung, GA-Besitzer müssen verbilligte Reisen der Gelegenheitsfahrer finanzieren, ist haltlos», so Toni Häne etwas emotional. «Den Erwachsenen der 2. Klasse steht das gesamte ÖV-Netz schweizweit für gut 10 Franken pro Tag zur freien Fahrt offen», heisst es im Blog der Schweizerischen Bundesbahnen weiter. Dass damit «der Spass von Tagestouristen» finanziert werde, wie dies im Nachzug der «Blick am Abend» behauptet, sei schlicht falsch.

Im entsprechenden Artikel vom Mittwoch bezeichnet der «Blick am Abend» eine von den SBB lancierte Rabattaktion für alle GA-Kunden als «Trost-Zückerli». Dumm sei nur, dass «fast eine halbe Million Pendeler nichts von den Rabatten hätten», so die BaA-Journalistin Julia Fritsche.

Richtig sei, dass die SBB ihren Kunden Rabatte gewähren würden. «Die SBB kann dank Effizienzmassnahmen zusätzlich erwirtschaftete Gewinne an die Kunden weitergeben, das tun wir jetzt», so Häne im Blog weiter.

Auf das Thema sind die betreffenden Schreiberlinge durch die Mitteilung von CH-Direct am Montag gekommen. Darin hiess es, dass wegen der tieferen Mehrwertsteuer die Preise der Einzelbillette sinken würden. «Das warf bei mir die Frage auf, warum keine Rede davon war, dass auch GA-Besitzer von der Steuersenkung profitieren würden», sagt Fabian Renz, der zusammen mit Janine Hosp die Story in den Tagi gerückt hat.

Wie der Leiter der Bundeshausredaktion gegenüber dem Klein Report weiter ausführt, hätten die SBB keinen der im Beitrag festgehaltenen Tatbestände widerlegt. «Sie wenden sich lediglich gegen unseren Schluss, die GA-Besitzer würden Einzelfahrten quersubventionieren – dies aber, so weit ich erkennen kann, nicht aufgrund nachvollziehbarer Berechnungen», so Renz. Die SBB würden nur ein paar Zückerli und Sonderangebote für GA-Besitzer auflisten. «Dies ändert aber nichts am Muster ihrer Preispolitik über die letzten Jahre.»

Weiter erwähnt Renz, dass er die Medienstelle der SBB am Dienstag mit genau diesen Fragen konfrontiert habe. «Sie wollte dazu aber keine Stellung nehmen, sondern verwies mich an CH-Direct.» So gesehen dünkt dieser «Postum-Rundumschlag» den Tamedia-Mann nun «etwas lächerlich».

Ins gleich Horn stösst der stellvertretende Chefredaktor des «Blick am Abend», Thomas Benkö: «Wir haben am Mittwoch mehrmals versucht, eine klare Auskunft von den SBB zu erhalten – ohne Erfolg.» Erst nachher hätten sich die SBB ausführlich im Blog dazu geäussert. «Das ist befremdlich, gerade für einen Staatsbetrieb.» Es bleibe dabei, so Benkö gegenüber dem Klein Report: Die SBB würden die Mehrwertsteuer-Senkung nicht an die GA-Kunden weitergeben und Neukunden würden im Gegensatz zu den langjährigen Kunden grosse Rabatte erhalten. «Deshalb sehen wir nicht, was an unserer Berichterstattung falsch sein soll.»