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Dienstag
28.02.2023

TV / Radio

Patty Basler ist auch am Fernsehen gerne gesehen, allerdings am liebsten in Nebenrollen...         (Screenshot Webseite Basler)

Patty Basler ist auch am Fernsehen gerne gesehen, allerdings am liebsten in Nebenrollen... (Screenshot Webseite Basler)

Nach sieben Jahren startet am 12. März die letzte Staffel der SRF-Late-Night-Show «Deville». Hinter den Kulissen läuft die Suche nach einem Nachfolger für den Satiriker Dominic Deville.

Wie der «Blick» am Freitag berichtete, steht SRF «kurz vor einer Entscheidung». Die Favoriten seien Stefan Büsser, Patrick «Karpi» Karpiczenko und Gabriel Vetter.

Diese Gerüchte bestätigt SRF auf Anfrage der «Schweizer Illustrierten», die am Freitag ebenfalls über die Deville-Nachfolge berichtete. Allerdings nicht mit konkreten Namen. «Wir entwickeln und testen derzeit verschiedene Konzepte sowie Künstlerinnen und Künstler. Zu den Konzepten und/oder den Künstlerinnen und Künstlern selbst geben wir aktuell keine Auskunft», liess sich Tom Schmidlin, Leiter Comedy & Satire, in der SI zitieren.

Dass auf dem ehemaligen Sendeplatz von «Giacobbo/Müller» einmal mehr nur Männer zu den Favoriten gehören, ist nun der Satirikerin Patti Basler sauer aufgestossen.

Zusammen mit ihrer Branchenkollegin Lara Stoll hat Basler einen offenen Brief an Direktorin Nathalie Wappler, Kulturchefin Susanne Wille und die Comedy-Redaktion geschrieben. Der Protestbrief, der auch dem Klein Report vorliegt, ist an verschiedene Medien gegangen

Bereits im Vorfeld haben Basler und Stoll die Stimmung bei weiteren Autorinnen, Performerinnen und Comediennes analysiert. Gemeinsam kritisieren die Humor-Frauen: «Man wird beständig vor vollendete Tatsachen gestellt.» Löhne würden teilweise so stark gedrückt, bis man im besten Falle gratis arbeite. Auch komme es vor, dass ganze Ideen geklaut werden.

Patti Basler hat bei ihrem Ärger, dass man beim SRF offenbar nur männliche Satiriker als Aushängeschilder für die wichtigste Comedy-Sendung sehen will, ihren Humor trotzdem noch nicht verloren.

Sie bringt die Pointe auf den Punkt, wenn sie schreibt: «Frauen sind ‚ein Versprechen für die Zukunft‘, sie müssen sich nur noch etwas gedulden. Wenn der kränkelnde Patient SRF auf dem letzten Sterbebett liegt, wird man sie vielleicht holen. Die Palliativ-Pflege hat man schon immer gerne Frauen überlassen. Ich habe noch Hoffnung für den Sender.»

Kritisiert wird von den Komikerinnen auch der «strukturelle Sexismus», den es in der Comedy-Abteilung gebe. «Plant eine Frau eine Sendung, ist sie der Entscheidungshoheit von Männern ausgesetzt», heisst es im offenen Brief von Basler und Stoll. Raum für Experimente gebe es kaum. «Gerne möchte man, was in den 90er-Jahren schon funktioniert hat.» Inputs aus der weiblichen Perspektiven würden ausserdem oft abgetan mit der Begründung, das Zielpublikum spräche nicht darauf an.

Die Sehgewohnheit des Schweizer Publikums sei halt so, dass «sympathische Männer, mit denen man gerne ein Bier trinken würde», bevorzugt werden. «Diese Sehgewohnheit wird weiterhin reproduziert und sogar gefördert, indem man online oder via Facebook dauernd alte ‚Fascht e Familie‘, ‚Ehepaar Chifler‘ oder Marco-Rima-Sketches und Formate laufen lässt, in denen Sexismus nicht selten zum guten Ton der Comedy gehörte.»

Zwar hat SRF-Comedy-Chef Tom Schmidlin zur «Deville»-Nachfolge schon einmal erklärt: «Comedy war in der Vergangenheit mehrheitlich männlich geprägt – wohl deshalb gibt es Aufholbedarf. Das beobachte ich auch international. Und das gilt es zu unterstützen und junge Künstlerinnen zu fördern und zu ermutigen.» Seinen Worten sind aber noch keine Taten gefolgt.

Obwohl für die neue Sendung am Sonntagabend tatsächlich «Künstlerinnen und Künstler für verschiedene Rollen diskutiert und gecastet» werden. Laut Informationen von «Blick» sollen diese aber stets Rollen einnehmen, in denen sie im Schatten von Männern stehen.