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Freitag
25.11.2022

TV / Radio

Das Vorgehen «Aussage von Gegner wird entkräftet durch Aussage von Befürworter» hinterliess bei einem Zuschauer «tendenziösen Eindruck». (Bild Screenshot SRF)

Das Vorgehen «Aussage von Gegner wird entkräftet durch Aussage von Befürworter» hinterliess bei einem Zuschauer «tendenziösen Eindruck». (Bild Screenshot SRF)

Die Windräder sind ein Aufreger-Thema wie kaum ein zweites. Die Befürworter sehen die Rettung des Klimas sabotiert, die Gegner wähnen den Untergang des Vaterlands in Sichtweite.  

Ihr Fett wegbekommen hat jetzt auch die «Rundschau»: «Meiner Ansicht nach lautet die Kernaussage des Beitrags – anstatt ausgewogen die unterschiedlichen Meinungen zu präsentieren –, dass die Schweiz Windräder brauche, dass eine kleine Gemeinde emotionalen Widerstand leiste und dass bisherige Projekte zeigten, dass die Immissionen von Windturbinen die Anwohner nicht stören würden», beschwerte sich einer von gleich zehn Beanstandern bei der Ombudsstelle über die «Rundschau»-Ausgabe vom 12. Oktober.

Die meisten kritisierten dasselbe: Der «Rundschau»-Beitrag sei einseitig, oberflächlich und lückenhaft gewesen. Kritiker seien im Beitrag pauschal als «Verhinderer» von Windkraftanlagen dargestellt worden. Wesentliche sachliche Argumente aus der Informationsveranstaltung in der Thurgauer Gemeinde Amlikon-Bissegg hätten gefehlt. 

So zum Beispiel der Hinweis, dass die Gemeinde eine Petition an den Regierungsrat eingereicht habe, um über die drei geplanten Windturbinen an ihrer Gemeindegrenze abstimmen zu können. Von der Informationsveranstaltung habe man jedoch nur emotionale Wortmeldungen aus dem Publikum gezeigt. Umgekehrt habe man aus dem Dorf La Peuchapatte nur positive Stimmen aus der Bevölkerung gebracht. 

«Insgesamt hinterliess das grundsätzliche Vorgehen ‚Aussage von Gegner wird entkräftet durch Aussage von Befürworter‘ einen tendenziösen Eindruck», schrieb der Beanstander weiter, wie der ausführlichen Stellungnahme der Ombudsleute zu entnehmen ist.

Windkraftprojekte würden fast überall jahrelang durch Einsprachen verzögert, verteidigte sich die «Rundschau»-Redaktion. Darum habe man im Beitrag den Fokus auf die Organisation «Freie Landschaft Schweiz» gelegt, die landesweit den Widerstand gegen Windkraftprojekte unterstützt.

Die Gemeinde Amlikon-Bissegg sei im «Rundschau»-Beitrag lediglich als Beispiel für die emotionale Debatte rund um Windturbinen in der Schweiz gezeigt worden. Bei ihrer Strassenumfrage in der Gemeinde La Peuchapatte hätten sich alle interviewten Personen tatsächlich positiv zu den im Dorf existierenden Windturbinen geäussert. Die beiden gewählten Dörfer seien Beispiele, sie deckten nicht das gesamte Meinungsspektrum in der Schweiz ab, versteckte sich die «Rundschau»-Redaktion hinter dem Exemplarischen.

Die Ombudsleute stützten diese Verkürzungen. Die «Rundschau» habe keinen Beitrag über das Thema Windkraft an sich gedreht, sondern die Emotionalität dazu zum Thema gemacht. Man hätte sicher auch in der Thurgauer Gemeinde Amlikon-Bissegg positive Stimmen und in der Jurassischen Gemeinde Le Peuchapatte negative Stimmen finden können, sind die Ombudsleute überzeugt. 

Doch sei es «durchaus legitim, die Schattierungen in den beiden Gemeinden nicht vorzunehmen. Es ging dem Stimmungsbericht der ‚Rundschau‘ darum, die vor dem Bau ablehnende Grundhaltung beziehungsweise die nach dem Bau eher positive Stimmung einzufangen», schreiben die Ombudsleute weiter. 

Eine freie Meinungsbildung sei dadurch nicht behindert worden.