Wie ist der Quotenrückgang beim SRF um 2,5 Prozent Marktanteil zu erklären? Inwiefern sollen Einschaltquoten für ein SRF mit «Service public»-Auftrag überhaupt massgeblich sein? Und wie wichtig ist das Online-Angebot für das SRF? Im Interview mit dem Klein Report bezieht SRF-Direktor Ruedi Matter Stellung.
«Die Quoten unterliegen immer gewissen Schwankungen», erklärt Matter zunächst. Der Marktanteil der SRF-Fernsehprogramme liege schon seit langer Zeit um die 30 Prozent. «In einem Jahr mit grösseren Sportereignissen etwas darüber, in einem Jahr mit weniger Sport, wie das 2015 der Fall war, knapp darunter.»
Mit dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest, der Fussball-Europameisterschaft in Frankreich und den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro stehen für das Jahr 2016 ein nationales, ein europäisches und ein weltweites Sporthighlight auf dem Programm. «2016 wird ein starkes Jahr sein», freut sich Matter deshalb.
Nichts desto trotz machen dem SRF auch die zahlreicher werdenden TV-Sender zunehmend Konkurrenz. «Die grossen Konkurrenten sind die deutschen Sender», so Matter. Diese habe man allerdings im Griff: «SRF1 hat in der Primetime gleich viel Publikum wie die sieben nächst grösseren Konkurrenzsender zusammen.»
Gleichzeitig konstatiert der SRF-Direktor eine zunehmende Fragmentierung des Marktes. «Es gibt immer mehr Klein- und Kleinstsender, die in der Summe einen grossen Teil des Fernsehmarktes beanspruchen», sagt er. Mit ihrem spezialisierten Angebot können diese Sender laut Matter dem grössten Sender, also dem SRF, Publikum abnehmen. Ein Entwicklungsschema, das man auch in Deutschland sehen könne.
Neben der grösseren Anzahl kleinerer Sender bemerkt Matter in der Branche einen weiteren Strukturwandel: «Junge Generationen schauen weniger TV, als das noch vor 20 oder 30 Jahren der Fall war», sagt er. Durch neue Technologien habe sich eine andere Art von Mediennutzung etabliert. «Junge Leute nutzen das Online sehr viel stärker», sagt Matter weiter. Gerade deshalb habe das Online-Angebot des SRF eine besonders hohe Bedeutung im Hinblick auf diese Zielgruppe.
Matter ist es wichtig, mit dem SRF ein «grosses Publikum» zu erreichen. Einen Widerspruch zum «Service public»-Auftrag sieht er darin nicht . «Die Leute, die für unser Programm bezahlen, sollen es auch nutzen können», findet er. Dennoch stehe die alleinige Quotenoptimierung nicht im Vordergrund. «Das zeigt sich etwa darin, dass wir auch zur Primetime politische und wirtschaftliche Magazine mit kleinerem Zielpublikum ausstrahlen.» Quote sei bei Sendungen wie der «Arena» oder der «Rundschau» «nicht das einzige Kriterium».
Schliesslich blicken der Klein Report und Ruedi Matter auf die Sendung «Hallo SRF» zurück. Wurde die damals vom SRF-Publikum geäusserte Kritik auch wirklich umgesetzt? «Die `Rundschau` hat nun einen besseren Wiederholungsplatz», sagt Matter. Und den ebenfalls kritisierten Sportkommentatoren sei bewusst geworden, dass sie härter an ihren Fähigkeiten arbeiten müssen. «Wann reden sie zu viel, wann zu wenig. Das ist ein schmaler Grat», findet er. «Unbestritten» sei hingegen ihre fachliche Kompetenz.
Übrigens: Mit einem Marktanteil von knapp 27 Prozent hat «Hallo SRF» offenbar überzeugt. Daher ist im November 2016 eine Fortsetzung der Sendung geplant.