Kleiner Sender mal ganz gross. Ein Interview des Radio- und Fernsehsenders der italienischsprachigen Schweiz (RSI) schlägt international hohe Wellen.
Im Interview mit dem Papst fiel anscheinend eine brisante Aussage: «Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben zu verhandeln.»
Kann man diese Aussage als Kapitulation des Westens gegenüber Russland deuten? Mischt sich der Papst in nationale Angelegenheiten ein, die mit den christlichen Werten wenig zu tun haben? Der «Spiegel» titelte am Sonntag: «Christliche Werte – wie’s ihm gefällt»
Das Interview von RSI wurde in der «New York Times» aufgegriffen und bei der «BBC» thematisiert. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski wies die vermeintliche Appeasement-Politik scharf zurück.
Die deutsche «Tagesschau» zitierte am Wochenende die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt mit den Worten: «Über Frieden wird und muss verhandelt werden – aber auf Augenhöhe.»
Ganz geheuer scheint es den Verantwortlichen beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) aber nicht zu sein, gerade nach dem grossen internationalen Echo. Über die Reaktionen auf das Interview der Kollegen beim RSI schrieb SRF gestern Abend: «Papst für Aussagen kritisiert, die er so nicht gemacht hat.»
Die kritisierte Formulierung stamme vom Interviewer, nicht vom Papst. Dieser habe nämlich geantwortet: «Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weissen Fahne hat, zu verhandeln.»
Papst Franziskus’ Pressesprecher stellte später auch klar, dass der Papst den Begriff der «weissen Fahne» vom Interviewer aufgenommen habe. Er habe sich auf jede Kriegssituation bezogen.
Das Interview wurde bereits im Februar geführt und wird in einer Kultursendung, die sich grundsätzlich mit der Farbe Weiss beschäftigt, Ende März ausgestrahlt.