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Mittwoch
13.02.2019

TV / Radio

SRF-Redaktion distanzierte sich zu wenig

SRF-Redaktion distanzierte sich zu wenig

Wenn ein Farmer in Texas einen jungen Stier ohne Betäubung enthornt oder kastriert, darf das SRF nicht unkommentiert zeigen. Der SRG-Ombudsmann Roger Blum hat vier Beanstandungen gegen die Sendung «Wenn Landfrauen reisen» zugestimmt.

In der «Landfrauen»-Spezialsendung vom 7. Dezember waren Agnes Koch aus Gonten und Barbara Gerber aus Zollbrück zu Besuch auf einer Farm in Texas. Vor laufender Kamera waren die beiden dabei, als der Farmer ein Stierkalb mit einem Bolzenschneider enthornte und später kastrierte, beides ohne Betäubung. Handlungen, die das Schweizer Tierschutzgesetz verbietet.

«Das betroffene, in der Sendung gezeigte Tier zeigte alle Anzeichen sehr starken physischen und psychischen Leidens, Lautäusserung und Schaum im Maul», schrieb einer der Beschwerdeführer dem SRG-Ombudsmann. «Die tierschützerische Problematik wurde in der Sendung mit keinem Wort erwähnt.»

Die Sendung habe zweifelsohne gezeigt, dass in Texas «rohere Sitten herrschen als in der Schweiz», schreibt Roger Blum in seinem am Dienstag publizierten Bericht, der die vier Beanstandungen unterstützt.

Eine Unterhaltungssendung sei keine politische Sendung. Und dennoch müssten sich auch Unterhaltungssendungen an den Grundrechten, am Radio- und Fernsehgesetz, an der Medienethik und an den publizistischen Richtlinien von SRF orientieren, so Blum.

«Es stimmt zwar, dass die Szenen zurückhaltend gefilmt wurden. Es stimmt auch, dass sich Agnes Koch durch deutlichen Protest distanziert», gesteht der Ombudsmann den SRF-Sendungsmachern zu.

Und es sei auch keine Frage, dass SRF die texanischen Bräuche in einer Sendung über Texas zeigen müsse.

Die Frage sei aber, wie sie eingeordnet werden. «Der Protest einer der Landfrauen reicht meines Erachtens nicht», so Roger Blum in seinem Fazit.

SRF-Sendungen würden schliesslich für ein Schweizer Publikum gemacht. «Darum können Recht, Ethik und Moral, die in der Schweiz gelten, zum Massstab genommen werden. Die Redaktion hätte sich daher im Off-Kommentar viel deutlicher von den texanischen Praktiken distanzieren müssen.»