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Mittwoch
22.01.2014

TV / Radio

Inszeniert und manipuliert hemmungslos

Inszeniert und manipuliert hemmungslos

Roger Schawinski inszeniert seine Rettungsaktion, die er für Radio 105 auf die Beine gestellt hat, seit Bekanntwerden des Konkurses des Jugendsenders mit viel Aktivismus. Mit Mitteilungen, mit Interviews, indem er ankündigt, die Frequenz zu kapern, und nicht zuletzt auch mit gütiger Mithilfe von Journalisten.

Zuletzt erhielt er am Wochenende von der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) Schützenhilfe im Bieterstreit. Roger Schawinski konnte bei der SDA eine Mitteilung platzieren, die ausser ein paar Konjunktiven kaum verändert wurde.

Darin kann er sich nicht nur einmal mehr als Retter präsentieren, er schiesst auch scharf gegen einen Konkurrenten, die Energy-Sender aus dem Hause Ringier. Das Medienhaus würde bereits das Maximum von zwei Sendern besitzen und ziele mit Zuschlag der Konzession nur darauf ab, dass damit der Konkurrent Radio 105 von der Bildfläche verschwinden werde, lässt er sich von der SDA zitieren und löste damit einen Hahnenkampf aus.

Diesen Vorwurf nämlich liess Energy-Geschäftsführer Dani Büchi nicht auf sich sitzen und holte zu einer heftigen Replik aus. In einem Interview auf persönlich.com reagierte er auf die «gezielte Kampagne von Roger Schawinski» und mutmasste öffentlich, dass Schawinski «bewusst auf den Konkurs des Senders spekuliert hat, um dann möglichst billig an die Konzession und die Marke 105 zu kommen und sich gleichzeitig als Retter und Piraten feiern zu lassen».

Schawinski habe bereits im Vorfeld mehrere Angebote zur Übernahme ausgeschlagen, so Büchi. Die Übernahme soll der Radio-1-Chef zudem anstreben, weil er seine Radioprojekte im Aargau und im Bündnerland nicht realisieren könne und in einer Sackgasse stecke.

Die Eskalationsstrategie von Büchi nahm Roger Schawinski wiederum dankend auf und goss nochmals zünftig Öl nach ins Feuer, das ohnehin schon lichterloh brennt. Er kehrte den Spiess um und warf seinerseits Büchi vor, das Radio 105 in den Konkurs getrieben zu haben.

Büchi habe in seinem Interview nicht erwähnt, «dass er von Music First Network wegen Geschäftsschädigung für über 3 Millionen Franken eingeklagt worden ist, das heisst, dass er aus Sicht von 105 der Hauptschuldige für den Konkurs ist. Dass er nun umgekehrt mich als Unbeteiligten für das Ende von 105 mitverantwortlich macht, ist bloss noch perfid.»

Büchi habe zudem zu verantworten, dass Ringier «bei Scaglione und seinen italienischen Partnern nicht nur eine Konzession für 7,5 Millionen kaufen, sondern ihnen auch für drei Jahre insgesamt weitere 7,5 Millionen in Form von Garantien beim Werbeverkauf zugestehen» musste. Damit habe «Büchis Versagen» Ringier mindestens 17 Millionen gekostet.

Am Dienstag nahm Büchi gegenüber dem Klein Report auf die Vorwürfe Stellung. «Es ist für uns schwierig zu begreifen, wie wir für den Konkurs eines Senders verantwortlich sein sollen, dem wir gemäss Roger Schawinski in den vergangenen drei Jahren über 17 Millionen Franken im Rahmen unseres Konzessionsdeals bezahlt haben sollen», erwiderte er.

Ob das Hickhack der beiden Streithähne damit ein Ende gefunden hat, steht noch nicht fest, denn Dani Büchi wollte noch nicht preisgeben, ob Energy Zürich in der Bieterrunde nochmals nachlegen wird. «Das überlegen wir uns nun. Wir haben keine Eile und Zeit bis am Montag», sagte er.

Den Rechtsstreit mit Radio 105 bestätigte Büchi. «Wir befinden uns mit Music First Network in einem Gerichtsverfahren», sagte er. «Sie haben uns eingeklagt und wir haben eine Gegenklage eingereicht.»

Büchi betonte aber, dass Radio 105 bei einer allfälligen Übernahme weitergeführt werden soll. «Wir haben ein Konzept für einen nachhaltigen Betrieb von Radio 105 ausgearbeitet», so Büchi. «Wir möchten Radio 105 weiter betreiben. Alles andere macht keinen Sinn. Da wir aber bereits zwei Konzessionen haben, können wir dies jedoch nicht auf UKW machen, sondern auf DAB+.» Die Konzession ist für Ringier also wertlos.