Das kann nicht gut gehen, arme SRG. Und ja, «ihr werdet Euch noch wundern», frotzelte Moritz Leuenberger 2010 bei seiner ganz persönlichen Inthronisierung von Roger de Weck als Generaldirektor der SRG. Der ehemalige SP-Bundesrat und Medienminister hob den Journalisten damals, der zu 100 Prozent nicht dem SRG-Ausschreibungsprofil entsprach, an allen Kandidaten vorbei auf den Posten.
Und nun macht dieser, was er früher immer schon machte - Politik. Und zwar hemmungslos. Obwohl er kein politisches Amt bekleidet, lanciert de Weck ausserhalb jeglicher Corporate Governance eine Kampfkampagne gegen die privaten Verleger und Christoph Blocher.
Was für eine unerträgliche Dummheit, kann der Klein Report hier nur konstatieren! Was für eine kurzsichtige Aktion eines von privaten Verlegern, aber auch vielen seiner ehemaligen Journalisten verschmähten Zukurzgekommenen. Roger de Weck arbeitet ab, was man ihm als Chefredaktor beim «Tages-Anzeiger» und später auch bei der Zeitung «Die Zeit» (aus seiner Sicht) angetan hat und er offensichtlich nie verarbeitet hat: Einen Rausschmiss nach mehreren Eskalationsstufen. De Weck schiesst öffentlich auf Tamedia-Verleger Pietro Supino, wo es nur geht.
«De Wecks Kampf um jede Stimme» lautet der Titel von Othmar von Matts Artikel in der «Schweiz am Sonntag» vom 21. August. Wenn nur die Hälfte des Textes wahr ist, hat de Weck mit Hilfe der Berner PR-Agentur Furrerhugi bereits eine absurde Kriegsstimmung entfacht.
Ein Bollwerk des Qualitätsjournalismus sei die SRG und müsse gegen die Mediengelüste Blochers angehen. De Weck tingele bereits zu einzelnen Parlamentariern, um ihnen das drohende Ende des Schweizer Medienplatzes zu erläutern. Wer den Klein Report aufmerksam liest, weiss, dass de Weck das bereits am Filmfestival von Locarno öffentlich kundtat. Einmal ist es Google oder Facebook als Bösewicht, dann Blocher, dann das veränderte Nutzungsverhalten durch die Digitalisierung. Roger de Weck ist medientechnisch nicht dossiersicher.
Gemäss dem Wanner-Blatt traf sich nun eine Delegation der CVP um Fraktionschef Filippo Lombardi, Stellvertreterin Viola Amherd und Generalsekretärin Béatrice Wertli letzte Woche bei der umtriebigen PR-Agentur «zum Austausch mit SRG-Generaldirektor Roger de Weck».
Der SRG-Generaldirektor wolle aber vor allem die FDP im Vorfeld bearbeiten, heisst es weiter, da am 29. August die Service-public-Debatte in der Fernmeldekommission (KFV) des Nationalrats beginne.
Die mit 3500 Stimmen haarscharf angenommene RTVG-Revision sitzt den SRG-Verantwortlichen in den Knochen. Nun folgt die Initiative «No Billag», die wahrscheinlich 2018 vors Volk kommt. Und es drohen Forderungen gegen die SRG, das in Zukunft das Parlament für die Konzession zuständig sein könnte.
Und wie immer teilt de Weck ungefragt die Welt in Gut und Böse ein: «Eine Verlagsgruppe habe sich bereits auf andere Geschäftsfelder verlegt und wolle ihre journalistischen Produkte tendenziell abstossen oder habe sie abgestossen», so die «Schweiz am Sonntag». Gemeint seien Tamedia und Axel Springer.
«Eine zweite Gruppe konzentriere sich weiterhin auf journalistische Angebote, so de Weck in dem Treffen», schreibt Politik-Chef Othmar von Matt. Auch hier sei offensichtlich, an wen er denke: «NZZ, AZ Medien und Somedia (die letzten beiden geben auch die `Schweiz am Sonntag` heraus)», erklärt der Journalist in seinem Artikel. Anmerken muss der Klein Report, dass die AZ Medien von Verleger Peter Wanner und Somedia von Hanspeter Lebrument bereits seit Jahren ohne Subventionen nicht über die Runden kämen, jedenfalls nicht auf dem Niveau mit ihren entsprechenden Ausdehnungsgelüsten.
Käme es zu einer grösseren Wirtschaftskrise, «könnte diese zweite Gruppe an einen Punkt gelangen, an dem sie gezwungen sei, zumindest einzelne Produkte zu verkaufen, lässt de Weck durchblicken», so die Zeitung. Quintessenz: Für Roger de Weck kommt in jedem Fall und immer und NUR Christoph Blocher als Käufer in Frage.
Und ja, wir werden uns noch wundern, aber mit Sicherheit anders als Moritz Leuenberger das spitz formulierte.