Gerade erst hat Ringier mehr als 50 Personen in Frühpension geschickt und auch bei der Schliessung der Druckerei Swissprinters in Zofingen werden 96 Festangestellte ihren Job verlieren.
Viele der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die so kurz vor der Pensionierung ihre Arbeit verlieren, fragen sich, warum sie gehen müssen und andere weit über das Pensionierungsalter hinaus noch arbeiten dürfen. Wie zum Beispiel Roger Benoit, der im Januar seinen 75 Geburtstag gefeiert hat. Der Formel-1-Reporter jettet seit Jahrzehnten für das Boulevardblatt «Blick» von Rennen zu Rennen, was Ringier knapp 500’000 Franken an Spesen jährlich kostet, wie Recherchen des Klein Reports ergeben haben.
Die dicke Zigarre im Mundwinkel, den Pulli lässig über die Schulter geworfen und die nackten Füsse in edlen Loafers. Das sind die äusserlichen Merkmale von Roger Benoit, «Blick»-Formel-1-Legende.
Benoit hat noch Jo Siffert, Jochen Rindt und Ayrton Senna live erlebt, war mit Niki Lauda befreundet und hatte einst einen heftigen Disput mit Michael Schumacher. Mit anderen Worten, er folgt dem Formel-1-Zirkus schon seit längerer Zeit. Genauer gesagt seit 1970 in Brands Hatch. Damals stand die Berliner Mauer noch, Bundespräsident der Schweiz war Hans Peter Tschudi und in Europa herrschte der Kalte Krieg.
Roger Benoit berichtet, wie er in seiner Kolumne im «Blick» am Donnerstag schrieb, am Samstag in Bahrain zum 799. Mal vor Ort von einem Grand Prix. Das Jubiläum von 800 Rennen wird er Ende März in Australien feiern. Bis Ende Saison wird er 24 Rennen absolvieren. Und das mit 75 Jahren.
Vorstösse der Chefredaktion, ihn endlich zur Pensionierung zu bewegen, liefen in der Vergangenheit ins Leere. Auch Steffi Buchli, seit Kurzem Chief Content Officer beim «Blick», biss sich an ihm die Zähne aus, wie man hört. «Ein Benoit geht nicht in Rente, wenn andere das sagen», so ein langjähriger Redaktor zum Klein Report.
«Ein Mann wie Benoit bestimmt selbst, wann Schluss ist.» Und da Roger Benoit für die Formel 1 lebt und sich ein Leben ohne Max Verstappen und Lewis Hamilton gar nicht vorstellen kann, wird er sich auch nicht freiwillig zurückziehen.
Und dabei könnte Ringier – wo Ladina Heimgartner als CEO von Ringier Medien Schweiz im Januar ein rigides Sparprogramm bekannt gab, bei dem zum heutigen Zeitpunkt 54 Arbeitsstellen gestrichen werden – sehr viel Geld sparen, wenn sich Benoit endlich pensionieren lassen würde.
Recherchen des Klein Reports haben ergeben, dass Benoits Reisen rund um die Welt im Jahr knapp 500’000 Franken betragen, notabene ohne seinen fürstlichen Lohn. Natürlich fliegt ein Mann wie er Business Class und natürlich logiert er auch in der Luxusklasse. Er reist nicht nur für zwei Tage an die Rennen, sondern ist oft schon 10 Tage vorher vor Ort.
Manch ein Ringier-Mitarbeiter fragt sich bei diesen exorbitanten Reisekosten, die Benoit jährlich generiert, warum man ihn selber kurz vor der Pensionierung vom Hof schickt und andere weit über das Pensionierungsalter hinaus noch arbeiten dürfen.
Auf einen Fragenkatalog des Klein Reports, was ausschlaggebend ist und wer entscheidet, ob Journalistinnen über das Pensionierungsalter bei Ringier arbeiten, gab die Kommunikationsstelle nicht auf Einzelfragen Antwort. Auch nicht auf die Frage, wie lange Roger Benoit noch weiterarbeitet.
Ringier-Sprecherin Johanna Walser zum Klein Report: «Das Reglement der Ringier Pensionskasse regelt sowohl die ordentliche als auch die vorzeitige Pensionierung sowie die Teilpensionierung. In begründeten Fällen kann es Ausnahmen von dieser Regelung geben. Auskunft zu einzelnen Personen geben wir aus Datenschutz- und Persönlichkeitsschutzgründen keine.»