Die Ausstrahlung von «Leaving Neverland» im Schweizer Fernsehen (SRF) hat bei der Schweizer Fan-Community von Michael Jackson für viel Aufruhr gesorgt: Sie finden den Film «einseitig», «manipulativ» und «unwahr» und folgern daraus, dass SRF dem Werk des Regisseurs und Produzenten Dan Reed keine Plattform hätte bieten dürfen.
Auch SRG-Ombudsmann Roger Blum hat den umstrittenen Dok-Film in seinem am Dienstag publizierten Schlussbericht als «nicht sachgerecht» beurteilt. Trotzdem seien die Vorwürfe in Richtung SRF «nicht gerechtfertigt», lautet sein Fazit.
SRF zeigte den umstrittenen Dok-Film «Leaving Neverland» am 6. April 2019. Darin erheben zwei Männer schwere Vorwürfe gegen den vor zehn Jahren verstorbenen «King of Pop» und geben an, von Michael Jackson im Kindesalter missbraucht worden zu sein.
Am 9. April zeigte SRF 1 auch noch einen «Club» zum Thema «Genie oder Monster: Was bleibt von Michael Jackson?». Gleichentags wurde bei Radio SRF 2 Kultur eine «Kontext»-Sendung mit dem Titel «Das Michael Jackson-Dilemma. Wie umgehen mit seinem Vermächtnis?» ausgestrahlt.
Die Vorwürfe der 50 Beanstanderinnen und Beanstander, darunter mehrheitlich Fans des toten Weltstars, reichen von «Rufmord» über «Sensationsgier» bis zu einer angeblichen «Verletzung der Menschenwürde».
SRF habe auch das Sachgerechtigkeitsgebot verletzt, weil «Falschinformationen» ungefiltert und ohne Gegendarstellung publiziert worden seien, lautete einer der Hauptkritikpunkte.
Diese herbe Kritik am Film teilten Daniel Pünter, Bereichsleiter DOK und Reportagen SRF, sowie Ombudsmann Roger Blum teilweise mit den Jackson-Fans: «Leaving Neverland» sei «für sich allein nicht ausgewogen und nicht sachgerecht», sind sich Pünter und Blum im Schlussbericht einig.
Der Film alleine würde laut Blum dem Radio- und Fernsehgesetz in dieser Form nicht genügen. Doch eingebettet in die Begleitdiskussionen und Interviews, die SRF ebenfalls im Programm hatte, «war das Paket sachgerecht». Der Streifen, der laut Blum als Mischform aus Unterhaltung und Dokumentation daherkomme, sei im SRF-Rahmenprogramm durchaus kritisch hinterfragt worden.
Ein Faktencheck der zahlreichen Vorwürfe, die in «Leaving Neverland» einseitig und «anwaltschaftlich» vorkommen, habe SRF laut Ombudsmann aber nicht machen müssen. Das mache nur dann Sinn, «wenn man die Sendung verändern kann. Ein eingekauftes Docutainment kann man aber nicht verändern», schreibt Roger Blum dazu.
Der Ombudsmann hat deshalb alle Beanstandungen abgewiesen.