17 Jahre war sie ein Aushängeschild von Radio SRF 1. Nun hat die frühere Moderatorin Riccarda Trepp (42) in die Privatwirtschaft gewechselt. In ihrem neuen Job als Projektleiterin und Delegierte des Verwaltungsrats einer Kommunikationsagentur sei das Tempo viel höher als beim SRG-Sender, konstatiert die Journalistin.
Die Bündnerin hat bei der Skipp Communications AG in Chur angeheuert – bei ihrem ehemaligen Unterstift Ivo «Fifi» Frei. Dort arbeitet sie seit April in einem Team von 11 Personen, unter anderen mit dem bekannten Filmer Mike Eschmann, der mit der Filmkomödie «Achtung, fertig, Charlie!» 2003 einen Schweizer Grosserfolg gelandet hat.
2001 startete Trepp beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) in der Sportredaktion und war dort vor allem für die Ski-Weltcuprennen zuständig. So konnte die Reporterin auch von den Olympischen Spielen 2006 in Turin berichten. Sieben Mal war die Journalistin für Radio SRF an der Tour de France live dabei. «Etwas Vergleichbares gibt es nicht. Ich habe Frankreich von all seinen schönen und hässlichen Seiten kennengelernt, das war toll», sagt Riccarda Trepp gegenüber dem Klein Report.
Nach 17 Jahren hat sich die Journalistin nun freiwillig entschieden, aus dem ‹Olymp› (so die Sichtweise vieler SRF-Mitarbeiter) zu springen. «Für mich war SRF tatsächlich der Olymp. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort – und erst noch richtig an Olympischen Winterspielen.» Weil sie sich beim Sender austoben und alles versuchen konnte, was sie interessierte, habe sie SRF viel zu verdanken. «Die Möglichkeiten sind jedoch limitiert», so Trepp weiter, «irgendwann verliert alles Neue, Spannende seinen Reiz.» Ihre Radiostelle bei SRF 1 wurde im August von Elena Bernasconi übernommen.
«Ich sah mich nicht mit 60 meinen 1000. ‹Nachtexpress› moderieren. Obwohl ich das sehr gerne gemacht habe, war es mir zu wenig prickelnd», sagt Trepp. Als das Jobangebot von Skipp Communications kam, hätte sie es sich gut überlegen müssen. Dann aber, so die 42-Jährige weiter, hätte sie die grosse Chance erkannt, die sich dort offenbarte. Zudem ist die Agentur nicht weit von Maienfeld gelegen, wo die Bündnerin mit ihrer Familie wohnt.
Trepp ist zurzeit beim Aufbau des Innovationszentrums InnoQube.swiss in Chur involviert und unterstützt auch die Neuausrichtung der Bergbahnen Splügen Tambo AG. Inzwischen rede sie nicht mehr ganz so viel wie früher, sagt die Ex-Moderatorin mit einem verschmitzten Lächeln. «Das Tempo ist höher, das Team viel kleiner.» Jeder wisse was zu tun sei, jeder habe sein Spezialgebiet, bringe sich ein und tausche sich aus. Und es gibt offenbar weitere Unterschiede zwischen dem Supertanker SRF und der Privatwirtschaft: «Die Wege sind kurz, der Output hoch.» Zudem herrsche bei ihrem neuen Arbeitgeber eine flache Hierarchie mit klaren Ansagen vom Chef, Ivo «Fifi» Frei.
Rückblickend vermisse sie bei Radio SRF 1 höchstens ein paar Arbeitskollegen, meint Trepp. «Das Radiomachen an sich fehlt mir nicht. Das wäre auch nicht gut, schliesslich war der Schritt wohlüberlegt.» Es sei ein Glück, dass sie nach ihren 17 Jahren SRF mit 42 noch einmal völlig neu beginnen könne.
«Beim Radio ist vieles, was erarbeitet wird, ‹warme Luft›, wenig Greifbares, das bleibt», sagt die Kommunikationsfrau, ohne despektierlich sein zu wollen. Das sei in ihrem neuen Job nun anders. Es sei ein cooles Gefühl gewesen, als sie ihre ersten Texte auf einer Porsche-Einladungskarte top gestaltet und in herausstechender Farbe sah. «Mehr Verantwortung zu übernehmen, gefällt mir auch. Beim Radio wusste ich nach all den vielen Jahren, wie der Hase läuft.»
Riccarda Trepp hatte vor ihrer Zeit bei SRF von 1998 bis 2001 bei Radio Grischa (heute Radio Südostschweiz) gearbeitet, das zum Verlag Südostschweiz von Verleger Hanspeter Lebrument gehört. Beim Bündner Privatradio war sie Sportchefin. Zuvor hatte sie bei der Graubündner Kantonalbank eine kaufmännische Banklehre absolviert.