Pietro Supinos Einstieg beim italienischen Medienkonzern Gedi wird von einem Streik überschattet. Am Freitag ist die italienische Tageszeitung «La Repubblica» nicht erschienen. Die Redaktion wehrt sich gegen die Absetzung ihres Chefredaktors Carlo Verdelli.
«Mit grosser Mehrheit» hätten die «Repubblica»-Journalisten am Donnerstag beschlossen, die Arbeit für einen Tag niederzulegen, wie die linksliberale Zeitung am Freitag auf ihrer Website schreibt.
Der Entschluss sei erfolgt, nachdem der Verwaltungsrat der Gruppo Editoriale (Gedi) «als ersten Akt unter der neuen Eigentümerin» entschieden hatte, den bisherigen Chefredaktor Carlo Verdelli durch Maurizio Molinari zu ersetzen.
Die Medienholding Gedi, zu der neben der römischen «La Reppublica» auch «La Stampa» aus Turin gehört, ist vor Kurzem von der bisherigen Besitzerfamilie De Benedetti an die Fiat-Eigentümer Agnelli übergegangen. Der Deal kostete 102,4 Millionen Euro.
Der Streik sei «keine feindliche Handlung» gegenüber dem neuen Chefredaktor Molinari, beteuern die «Repubblica»-Journalisten im Statement. Aber der Zeitpunkt des Führungswechsels sei «peinlich» gewählt: Nicht nur wegen der Corona-Krise, sondern vor allem wegen den Morddrohungen, die Verdelli aus neofaschistischen Kreisen erhalten hat.
Verdellis Absetzung ist am Donnerstag genau an dem Tag erfolgt, den die Drohenden als sein «Todesdatum» genannt hatten. Das Innenministerium hatte den scheidenden Chefredaktor daraufhin unter Polizeischutz gestellt. Mit den Morddrohungen soll der Personalentscheid nichts zu tun haben, hiess es von der Gedi-Spitze.
Der neue «Repubblica»-Chef Molinari wird zudem als publizistischer Direktor die ganze Gedi-Gruppe führen. Bisher leitete er die Redaktion von «La Stampa», ein Posten, der neu der «Repubblica»-Journalist Massimo Giannini übernehmen wird.
Verdelli, der früher beim «Corriere della Sera» und der «Gazzetta dello Sport» gearbeitet hatte, war erst seit Anfang 2019 Chefredaktor der «Repubblica».
