Sein journalistisches Jagdrevier bleibt die Bundespolitik, allerdings geht René Zeller künftig in einer anderen Uniform auf die Jagd: «Nach 24 Jahren bei der NZZ ist es für mich ganz einfach Zeit für einen Wechsel», erklärt Zeller gegenüber dem Klein Report und erzählt, wie es zu seinem Abgang zu Roger Köppels «Weltwoche» gekommen ist.
«Vor zwei Wochen ist Roger Köppel auf mich zugetreten. Nach mehreren intensiven Gesprächen mit ihm und Diskussionen mit meiner Frau habe ich mich für den Wechsel entschieden», erzählt Zeller, der die NZZ mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlässt. «Wenn ich im Journalismus noch etwas Neues lernen und erfahren will, ist jetzt der richtige Zeitpunkt», findet Zeller.
Sein Weg führte ihn bei der NZZ von einem Volontariat 1985 in die Redaktion, vom Ressort Zürich in die Inlandredaktion, in die Bundeshausredaktion und schliesslich - nach einem Abstecher beim Schweizer Fernsehen - als Nachrichtenchef und seit September 2009 als Inlandchef zurück zur «Neuen Zürcher Zeitung».
Zurückblickend auf die vergangenen Jahre könne er «unzählige Highlights» aufzählen, sagt Zeller: «Interviews mit Magistratspersonen, heftige Auseinandersetzungen mit Lobbyisten im und um das Bundesparlament oder hartnäckige Recherchen, welche die Schweiz bewegt haben», nennt er einige Beispiele.
Bei der NZZ konnte der Inlandchef stets auf «motivierte Kolleginnen und Kollegen» an seiner Seite zählen, wie er weiter erzählt. Künftig freut er sich vor allem darauf, auch wieder mehr Zeit für eigene Recherchen zu haben: «In den letzten Jahren war ich häufiger an der Seitenlinie tätig als auf dem Spielfeld», erklärt er. Genau das soll sich bei der «Weltwoche» wieder ändern.
Seinen neuen Arbeitgeber beschreibt er als «prickelnde Zeitung mit starken Autoren, die hart recherchieren und sich aus bürgerlicher Warte intensiv mit innenpolitischen Fragen auseinandersetzen». Und dass die «Weltwoche» innenpolitischen Themen einen hohen Stellenwert einräumt, reize ihn besonders. «Die Schweiz steht vor wichtigen innenpolitischen Auseinandersetzungen, an denen ich mich intellektuell intensiv beteiligen möchte. Darauf freue ich mich.»
Dass sich der Journalismus in den letzten Jahren «fundamental verändert hat», stört René Zeller nicht. «Es liegt mir fern, darüber zu klagen, zumal bei allem technischen Fortschritt unser Kernauftrag unverändert geblieben ist», meint er und beschreibt diesen Auftrag folgendermassen: «Wir Journalisten sind dem öffentlichen Interesse verpflichtet. Wir sind unabhängig, aber nicht neutral. Und unsere Pflicht ist es, unbequem zu bleiben.»
Der genaue Zeitpunkt seines Wechsels stehe, Stand 9. Juni, nach wie vor noch nicht fest, meinte René Zeller schliesslich im Gespräch mit dem Klein Report.