Das «Rendez-vous» von Radio SRF berichtete vom «Frauenschub» bei der FDP und der GLP, verschwieg aber, dass SP und die Grünen die grössten Frauenanteile haben. Das war nicht sachgerecht, findet die Ombudsstelle.
Der Beitrag vom 8. August wurde eingeleitet von der Frage: «Wer unterstützt die Frauen am meisten in diesem Land?» Ein Hörer kritisierte, dass nur von der Zunahme des Frauenanteils bei FDP und GLP die Rede gewesen sei.
«Liebe Ombudsstelle, was fehlt in diesem Beitrag?? Sie wissen es. SP und Grüne fehlen», schrieb er. Und weiter: «Stellen Sie sich vor, eine Frau möchte eine höhere Frauenvertretung im Nationalrat und hört diese Sendung. Dann wird sie sich sagen, ich wähle FDP oder GLP, weil diese beiden Parteien mein Anliegen am besten vertreten.»
Es sei zwar legitim zu fragen, bei welchen Parteien der Frauenanteil auf den Nationalratslisten am meisten zugenommen hat, schreibt Ombudsmann Roger Blum in seiner Stellungnahme.
Weil der «Frauenschub» bei GLP und FDP gegenüber den Wahlen vor vier Jahren am deutlichsten war, sei es auch richtig, zu schauen warum diese beiden Parteien so vorwärts gemacht haben.
Untergegangen sei in dem «Rendez-vous»-Beitrag jedoch, dass auch Grüne und Sozialdemokraten die Frauen stärker berücksichtigen als noch 2015 und dass der Frauenanteil auf den Listen bei beiden Parteien mehr als die Hälfte beträgt.
Wer nur den «Rendez-vous»-Beitrag hörte, konnte demnach zum Schluss kommen, dass bei Sozialdemokraten und Grünen der Frauenanteil stagniert oder gar schrumpft. Damit seien dem Publikum «wesentliche Fakten» vorenthalten worden, so der Ombudsmann. Der Beitrag war nicht sachgerecht.
Im Radiobeitrag vom gleichen Tag in «Heute Morgen» und im Text auf SRF News erwähnte SRF-Bundeshausredaktorin Nathalie Christen dagegen, dass SP und GLP mit dem Frauenanteil die Spitze halten. Das macht ihren mangelhaften «Rendez-vous»-Beitrag jedoch nicht besser, weil jeder Beitrag für sich sachgerecht sein muss.
Insgesamt gingen bisher zehn Beanstandungen gegen die insgesamt etwa 170 SRF-Beiträge über die eidgenössischen Wahlen ein.
Zwei davon unterstützte die Ombudsstelle: Neben der Beanstandung gegen den «Frauenschub»-Beitrag auch den Sexismus-Vorwurf der neuen Juso-Präsidentin Ronja Jansen, die von Comedian Michael Elsener alias Frank-Walter Froschmeier als «heiss» beschrieben worden ist.