Die EU-Kommission verhängt wieder einmal eine Rekordstrafe gegen einen Internetgiganten: Google soll 4,3 Milliarden (!) Euro Strafe zahlen, da mit der marktbeherrschenden Stellung des Betriebssystems Android der Wettbewerb verzerrt werde.
Regula Stämpflis Analyse für den Klein Report zu einer heissen Strafe mitten im heissen Handelstreit zwischen der Europäischen Union und den USA.
Auf Tablets und Smartphones ist zu 80 Prozent Android installiert: Es ist das mit Abstand dominierendste Betriebssystem. Dies findet die Europäische Kommission (EU) ungerecht – vor allem deshalb, weil Google alle Android-Gerätehersteller zwinge, den Google-Browser vorzuinstallieren und Google als Standardsuchmaschine einzurichten. Wer offene Betriebssysteme verwenden wolle, werde von Google bestraft. Deshalb, so die EU-Kommission, könne «kein einziges intelligentes Mobilgerät» verkauft werden, «das über eine alternative, von Google nicht genehmigte Android-Version» betrieben werde.
Die EU-Kommission erkennt die marktbeherrschende Stellung von Google und findet angesichts der Barreserven des Unternehmens (umgerechnet rund 90 Milliarden Euro) die Strafe durchaus «vertretbar».
Doch nun gibt es ein Riesenproblem: Der Entscheid fällt mitten in die Handelsstreitigkeiten zwischen der EU und den USA. Donald Trump liess am G7-Gipfel verlauten, dass EU-Kommissarin Margrethe Vestager «die Vereinigten Staaten» hasse. Worauf diese trocken antwortete, dass sie die USA «sehr mag», aber der Entscheid um Google nichts damit zu tun habe.
Der Handelsstreit zwischen der EU und den USA bietet die Chance, die Unternehmen im Silicon Valley endlich in die Rechnung um Handelsüberschüsse bzw. -defizite einzubeziehen: Tatsache ist nämlich, dass das Handelsdefizit unter Berücksichtigung der Umsaätze der Internetkonzerne klar zu Ungunsten der EU ausfällt!
Die Strafe aus Brüssel gegen Google ist – dies nur am Rande – auch aus linguistischer Sicht bemerkenswert. Google, Apple, Facebook und Amazon werden fortan hochoffiziell nur noch «Gafa» genannt. Vier Buchstaben, die im Schweizerdeutschen noch mehr Sinn machen, stehen sie doch dem Begriff «Gaffä» sehr nahe …