Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) will sich weiter unter die Jungen mischen: Am Dienstag wurde die erste Sendung von «rec.» lanciert – ein neues Reportageformat, das über kontroverse Themen aus dem Alltag berichtet und ausschliesslich online erscheint.
Das 20-minütige Reportageformat, das wöchentlich nur online auf Play SRF und dem Youtube-Kanal von SRF ausgespielt wird, «taucht in Szenen, Mikrokosmen und Lebenswelten ein, die das Publikum und die Reportagebegeisterten bewegen», schreibt das SRF am Mittwoch.
Dafür gehen ausschliesslich junge Reporterinnen und Reporter, alle zwischen 27 und 34 Jahre alt, für «rec.» mit der Kamera raus, um die «Welt so zu zeigen, wie sie sie auffinden». Sie berichten direkt aus ihrer Perspektive, indem sie Gedanken und Gefühle für das Publikum transparent machen.
Die Themen, die Herangehensweise und die Machart dürfe auch mal provozieren und polarisieren, so Ilona Stämpfli, Verantwortliche des neuen Formats. «Denn so entstehen spannende Diskussionen mit der Community».
Gerade dies ist speziell beim neuen Format: Auf die einzelnen Reportagen bei «rec.» sollen jeweils Ausgaben folgen, bei denen auf Rückmeldungen und Reaktionen der Community eingegangen wird. «Beispielsweise beantworten die Reporterinnen und Reporter Fragen aus dem Publikum, nehmen Stellung zu kritischen Rückmeldungen oder führen Aspekte aus der Reportage weiter aus», wie der Sender erklärt.
Teil des neuen Reporterteams unter Ilona Stämpfli, die seit Dezember 2020 für SRF Dok arbeitet, sind sieben Journalisten und Journalistinnen: Simon Reinker (29), Caroline Beck (28), Robin Pickis (27), Viktoria Kuttenberger (27), Donat Hofer (34), Anna Kreidler (27) und Livio Chistell (27). Sie alle sind im Teilpensum für «rec.» tätig und werden in den Reportagen zu sehen sein. Vanessa Nikisch, langjährige Reporterin bei SRF Dok, begleitet das Team als Senior Producer.
Die erste Folge von «rec.» handelt von der Critical Mass, einem umstrittenen Veloumzug, und ist seit Dienstag, 13. Juli, online.
«rec.» ist einer von insgesamt fünfzehn «Entwicklungsaufträgen», die Anfang Jahr in der SRF-Kulturabteilung vergeben worden sind. Darauf angesprochen, ob es sich dabei auch um Sparaufträge handelt, sagte René Schell, Stabsleiter Kultur, vor ein paar Tagen zum Klein Report: «Ja, SRF muss sparen.»
Aber nicht nur deshalb gebe es Veränderungen im Kulturprogramm. «Heute erreichen wir rund 25 Prozent der Bevölkerung nicht oder fast nicht, dabei handelt es sich insbesondere um Menschen unter 45 Jahren. Die neuen Angebote realisieren wir insbesondere für das jüngere Publikum, das uns heute weniger nutzt.»
Neben «rec.» treibt SRF derzeit noch andere Formate in die gleiche Richtung, beispielsweise eine «tägliche Kulturberichterstattung auf Instagram», wie René Schell druchblicken liess. «Wir arbeiten in verschiedenen Teams mit Hochdruck.»
Bereits realisiert hat SRF Kultur «Bleisch & Bossart», einen Dialog-Talk zwischen den «Sternstunde»-Moderatoren Barbara Bleisch und Yves Bossart zur alltagsphilosophischen Verjüngung der SRF-Klientel.
«Damit wollen wir ein Publikum erreichen, das sich für Philosophie und Kultur interessiert, aber nicht am Sonntagmorgen eine Stunde lang Fernsehen schaut», so der Stabsleiter zum Klein Report.
«Zwei Drittel der Aufrufe stammen aus der Publikumsgruppe der unter 45-jährigen.» Für Ende 2021 ist die dritte Staffel Alltagsphilosophie geplant.