Wer kauft wen und welches Medienprodukt wird wann eingestellt?
So steht zum Beispiel bei Ringier die Zukunft der Westschweizer Titel «l`Hebdo» und «Le Temps» zur Diskussion. Verleger Pietro Supino kann sich weitere Kooperationen vorstellen und Peter Wanner erklärt, dass Watson immer noch keine Gewinne schreibt: Das die Quintessenz aus der Gesprächsreihe «Ces familles qui font et défont les médias en Suisse» mit dem Radio Télévision Suisse (RTS), in der die Medienunternehmer in den letzten Tagen ungewohnt offen redeten.
Zunächst war Pietro Supino an der Reihe, der wegen den Entlassungen bei Tamedia, unter anderem bei «24 heures» und «Tribune de Genève», in der Westschweiz einen schwierigen Stand hat. Nicht erst seit diesen erneuten Sparmassnahmen sieht die Romandie den Medienkonzern mehr als Zürcher denn als Schweizer Medienhaus. Diesen Diskurs könne Supino, der selber in Mailand geboren ist, nicht nachvollziehen, sagte er gegenüber dem RTS.
Denn als «multikulturelle Familie», so Supino, sei die Familie mit allen Aktivitäten von Tamedia nah verbunden. Ob in der Deutschschweiz, der Romandie, in Österreich oder in Luxemburg. Schwieriger sei es allenfalls in Dänemark, da er diese Sprache nicht verstehe.
Danach sagt der Verwaltungsratspräsident der Tamedia AG, dass er sich in Zukunft weitere Kooperationen, vielleicht sogar Fusionen, vorstellen könne. Kürzlich hat Tamedia bereits die Kooperation mit der «Süddeutschen Zeitung» ausgebaut.
Am 28. Dezember wollte RTS dann ein Interview mit Michael Ringier (Bild) führen. Doch dieser habe «aus guten Gründen» abgesagt, hiess es in der Sendung: Derzeit stehe nämlich die Zukunft von «l`Hebdo» und «Le Temps», also den Ringier-Titeln in der Romandie, «in voller Diskussion», habe der Ringier-Verleger den Journalisten von RTS mitgeteilt.
Zu guter Letzt war am 29. Dezember AZ-Medienverleger Peter Wanner an der Reihe. Ihn stellten die Westschweizer Journalisten als «Outsider» vor, den man «auf dieser Seite der Saane nicht so gut kennt». So stellte sich der Verleger der AZ Medien selber vor und bezeichnete sich als Person, die «das Risiko liebt».
Im Gegensatz zur Familie Ringier oder zu den Supinos beziehe er «viel weniger Dividenden», wie Wanner selber sagte. Lieber investiere er das Geld wieder in das Unternehmen.
Seine «Schweiz am Sonntag» musste er dennoch aufgeben, was ihm sehr weh getan habe: Mit der «Schweiz am Wochenende», die er als «Innovation» bezeichnet, sehe Wanner jedoch eine neue Chance. Sein Interviewpartner von RTS entgegnete: «Innovation? Nicht wirklich, Samstagstitel gibt es doch überall!»
Verleger Wanner blieb dabei, dass es das Modell mit «qualitativ hochwertiger Print-Zeitung» am Samstag und «digitaler Aktualität» am Sonntag bislang noch nicht gibt, was er als eine «neue Form des Überlebens» bezeichnet.
Die Zukunft von Watson liess Peter Wanner offen: «Wir sind noch nicht in der Gewinnzone», sagte er über das Web-Portal, das seit 2014 online ist. Er wolle Watson, das von seinem Sohn Michael Wanner geleitet wird, aber noch bis 2018 oder 2019 Zeit geben.
Wanner, der mit den AZ Medien nicht nur in der Presse, sondern auch im TV und Radio aktiv ist, wolle auch in Zukunft «weiter wachsen»: «Es ist sehr wichtig, auch einen Fuss im audiovisuellen Bereich zu haben», sagte er. Derzeit kompensieren TV und Radio die Defizite der Presse allerdings «noch nicht».