Zunächst Tamedia, dann Ringier, die NZZ und auch noch die AZ Medien: Im April hat sich ein Grossverlag nach dem anderen dominoartig von der Publicitas abgewendet. Es begann aber alles schon viel früher, wie Nachforschungen des Klein Reports zeigen. Jedoch wussten wohl nicht alle Verlage und Verleger gleich viel.
Offiziell informierte die Publicitas ihre Kunden erst am Freitag darüber, dass sie alle ihre Forderungen an Tamedia und die Thalos Investment Platform S.A. abgetreten hat. So können die beiden Unternehmen ausstehende Zahlungen und Kredite direkt bei den Kunden einfordern - während alle anderen Verleger in der Rangordnung zweit- oder drittrangig behandelt werden.
«Publicitas hat zugunsten zweier Parteien Forderungen abgetreten», hiess es von der Vermarkterin dazu, ohne genauere Angaben zum Zeitpunkt dieser Zessionen. Dies, nachdem am Donnerstagnachmittag an einem Anlass gegenüber den anwesenden Verlagspartnern noch von einem «Herzinfarkt» der Publicitas die Rede war.
Plötzlicher Herzstillstand? Tamedia und Thalos waren offenbar darauf vorbereitet: «Unsere Vereinbarung mit Publicitas geht auf den Sommer 2016 zurück. Wir sind damals aufgrund verschiedener Gespräche mit Publicitas übereingekommen, dass Forderungen gegenüber Kunden für Leistungen in Tamedia-Medien auch uns zustehen sollten», erklärte Christoph Zimmer, Leiter Unternehmenskommunikation von Tamedia, gegenüber dem Klein Report.
Demnach hat Tamedia den Handlungsbedarf früher als alle anderen erkannt und sich für den Fall der Fälle abgesichert. Auf die Frage, weshalb sich das Medienunternehmen die Forderungen schon damals hat abtreten lassen, sagte Zimmer: «Die Zahlungsrückstände sind leider kein neues Phänomen», ohne sich darüber hinaus zu den Einzelheiten der Zahlungsflüsse zu äussern.
Gemeinsam mit den AZ Medien, «Corriere del Ticino», NZZ und dem Verband Schweizer Medien (VSM) ist Tamedia zudem an vorderster Front an der Gründung der Publicitas-Auffanggesellschaft beteiligt und so auch für einen Konkurs der Publicitas vorbereitet.
Der grosse Abwesende heisst hier Ringier. Christoph Zimmer dazu: «Wir haben in einem ersten Schritt diejenigen Partner an einen Tisch geholt, die im Bereich Print-Werbung in klassischen Tageszeitungen besonders zentral sind. Die Partner sind aber offen für eine Branchenlösung.»