Content:

Montag
23.12.2019

Medien / Publizistik

China-Beilage der «Luzerner Zeitung»

China-Beilage der «Luzerner Zeitung»

Es knistert seit Tagen in der Schweizer Medienlandschaft: Letzte Woche berichtete die «Neue Zürcher Zeitung», die chinesische Botschaft hätte der «Weltwoche» ganzseitige Inserate von chinesischen Firmen zugeschanzt.

Am Freitag titelte der «Tages-Anzeiger»: «Chinesische Propaganda in der Zentralschweiz». In einer achtseitigen Zeitungsbeilage der «Luzerner Zeitung» präsentiere sich China als Segen für die Menschheit. 

Im «Tages-Anzeiger»-Bericht dazu hält Pascal Hollenstein, publizistischer Leiter von CH Media, fest, dass der Inhalt der Beilage schweizerisches Recht und Sitten respektiere und vom redaktionellen Teil der Zeitung getrennt sei.

Kai Strittmatter, langjähriger China-Korrespondent für die «Süddeutsche Zeitung», warnt seit Jahren vor der Einrichtung der digitalen Diktatur in der Volksrepublik China. Gegenüber dem Schweizer Fernsehen (SRF) meinte Strittmatter am 16. Mai 2019 auf die Frage, ob man der Kommunistischen Partei vertrauen soll: «Ich vertraue ihr nicht, und ich würde allen demokratischen Regierungen dazu raten, mit diesem Vertrauen sparsam umzugehen. Ich arbeite in Skandinavien und sah in einer norwegischen Zeitung die Schlagzeile, dass wir einzig die Wahl hätten, von den Amerikanern oder den Chinesen ausspioniert zu werden. Wenn ich diese Wahl habe, lasse ich mich lieber von den Amerikanern als von China ausspionieren, weil da immer noch ein fundamentaler Unterschied im System ist. Die USA sind eine Demokratie.»

Und nach den «China Cables» sagte der China-Kenner und Buchautor Kai Strittmatter am 25. November gegenüber SRF: «Mit digitaler Hilfe erfindet sich die Diktatur in China gerade neu - mit Big Data und Künstlicher Intelligenz.» Sie gehe damit an Orte, an denen noch keine menschliche Herrschaft vor ihr war.

Alles, was die Chinesen an digitaler Überwachungstechnik umsetzen möchten, probieren sie zuerst in Xinjiang aus. «Dort wird inzwischen die grösste Internierung einer religiös-ethnischen Minderheit seit der Nazizeit praktiziert – dort passiert gerade eines der grössten Menschenrechtsverbrechen unserer Zeit», so der Journalist.

Die Schweizer Medien sind in der schwierigen Situation, die sich mit vielen anderen schweizerischen Branchen vergleichen lässt, die mit Werbegeldern, Subventionen und Teilhaberechten der Volksrepublik China zu tun haben.