Die Schweizerische Post übernimmt die Mehrheit der Start-up-Firma No Time und drängt damit in ein neues Geschäftsfeld. Das Technologieunternehmen stellt Lieferungen in Tagesfrist zu - und zwar mit Fahrradboten.
Durch die 51-Prozent-Beteiligung positioniere sich die Post «in einem stark wachsenden Markt» und komme so dem Kundenbedürfnis nach einer immer schnelleren, flexibleren Lieferung nach, verkündete das Unternehmen am Donnerstag.
Die im Dezember 2014 gegründete Firma No Time mit Sitz in Zürich hat eine Plattform entwickelt, an die sich Onlinehändler sehr einfach anbinden können. So kann der Prozess von der Bestellung bis hin zur Auslieferung innerhalb eines Tages automatisiert abgewickelt werden. Fahrradkuriere bringen die bestellte Ware vor die Haustüre der Kunden.
Derzeit handle es sich laut Post noch um eine Nische: Vor allem urbane Kunden in Städten und Agglomerationen wollen demnach «immer öfters noch am gleichen Tag die bestellte Ware erhalten». Die aktuelle Nische soll sich bereits in absehbarer Zeit «zu einem relevanten Markt» entwickeln. «Mit unserer Mehrheitsbeteiligung wollen wir dieses Geschäftsfeld in der Schweiz an vorderster Front mitgestalten», so Dieter Bambauer, Leiter von Post Logistics.
Die Post investiere deshalb nicht nur in die Logistik, sondern auch in die IT-Plattform von No Time. Über die Höhe des Investments wurde Stillschweigen vereinbart.
Dass das Staatsunternehmen in das neue Geschäftsfeld der Same-Day-Delivery vorstösst, begrüsste die Gewerkschaft Syndicom grundsätzlich, wie sie in einer ersten Reaktion mitteilte. Gleichzeitig erinnerte sie an die besondere Verantwortung der Post in einem «weitgehend unregulierten Teil der Logistikbranche».
Denn bislang habe sich No Time geweigert, mit der Gewerkschaft über einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) zu verhandeln. Auch dem Arbeitgeberverband Swiss Messenger Logistics (SML) sei das Start up nicht beigetreten. Mit der Post-Übernahme forderte Syndicom deshalb ein Umdenken und die Aufnahme von GAV-Verhandlungen.
Zudem mahnte die Gewerkschaft davor, dass Arbeit der Post Logistics AG künftig an No Time ausgelagert werden könnte. «Es kann nicht sein, dass die Post ihr Stammhaus mit Unternehmen konkurrenziert, die nicht dem Post-GAV unterstehen.»