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Montag
28.11.2016

Marketing / PR

Die-Post-Klassische-W

Das hatte sich die PostMail-Abteilung der Schweizer Post wohl anders vorgestellt. Statt Anfragen für Direct Mailing-Aktionen gab es Feedbacks wie «armselig», «pietätlos», «saublöd», «grotesk» oder ganz einfach Unverständnis seitens der Werber.

Kein Wunder, denn das von der Agentur am Flughafen konzipierte Mailing ging als Todesanzeige der klassischen Werbeagentur an 260 Schweizer Werber. «Mit grossen Schmerzen ist sie kürzlich von uns gegangen, die klassische Werbeagentur. Nach einem langen, oft ausschweifenden Leben im Kreis Gleichgesinnter ist sie dem Leiden im Kampf gegen die Crossmedialität und die gestiegenen Bedürfnisse der Neuzeit nach kurzer Gegenwehr erlegen.»

Reinhold Weber hat sich als erster via Facebook Posting zu Wort gemeldet: «Ein dümmeres Direct Mail an Werbeagenturen habe ich noch nie gesehen. Auch die Post ist offenbar verblödet.»

In den Kommentarspalten haben sich weitere Werber zu Wort gemeldet. Frank Bodin startete darauf eine Gegen-Offensive: «Liebe Post, ich vertrete eine quicklebendige Agentur, die für euch gerne besseres Direct-Marketing machen würde. Brief für eine Terminvereinbarung bitte an Havas.»

Am Freitag hat die Post reagiert. Die Microsite «post.ch/ewigesleben» wurde vom Netz genommen und die Aufrufe auf ein Kontaktformular umgeleitet.

Wie die Post-Sprecherin Jacqueline Bühlmann verlauten liess, wurde bewusst provoziert, um die Aufmerksamkeit der Zielgruppe zu erhalten. Aufgrund der mehrheitlich negativen Reaktionen «wurde die Aktion sofort gestoppt. Sie war mit der Konzernkommunikation nicht abgesprochen.» Dem Vernehmen nach werden sich die Verantwortlichen der PostMail schriftlich bei den Werbeagenturen entschuldigen. Es ist zu hoffen, dass sie diesmal eine besser verständliche Form finden.

Zur Reaktion der Post gehen die Meinungen in der Branche weit auseinander. Einige verurteilen diesen Schritt und werfen der Post Mutlosigkeit vor. Andere kritisieren, dass der Konzern durch das Zurückpfeifen der PostMail-Tochter diese öffentlich an den Pranger stellt und hätten ein gesittetes «tut uns leid» als Einheit vorgezogen. Dritte werfen den Werbern Humorlosigkeit vor.

Fazit: Das Prinzip «Aufmerksamkeit über alles - egal wie» hat in Bezug auf die Zielgruppe Werber nicht funktioniert. Vielleicht sind wertschätzende Kommunikationskonzepte doch wirksamer.