Überrissene Gewinnerwartungen der Politik seien schuld an den Geldschiebereien bei PostAuto, findet der Sozialpartner Syndicom. Und fordert, der halbstaatliche Konzern solle seine Geschäftsglieder wieder näher zusammenrücken.
«Ruoff geht, Probleme bleiben» brachte der Arbeitnehmerverband Syndicom am Montag seine Meinung auf den Punkt. Der Rücktritt der Konzernchefin möge zwar den öffentlichen Druck auf das halbstaatliche Unternehmen mindern. Das Grundübel bliebe aber unverändert bestehen.
Dieses sieht die Gewerkschaft im übertriebenen Gewinnstreben, das sei «der Ursprung der Betrügereien bei PostAuto». Auch wenn es keine Anzeichen auf illegale Machenschaften in anderen Post-Sparten gäbe, führten die unrealistischen Renditeerwartungen «zu ständigen Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen», so die Gewerkschaft, die gegenüber den drei Arbeitgebern Schweizerische Post, PostFinance und PostAuto als Sozialpartner auftritt.
Die Politik müsse jetzt «klare Signale» an die Post-Führung senden, «dass das erste Ziel ein umfassender Service public und nicht die Gewinnmaximierung» sei.
Konkret gebe es auch beim Finanzservice Handlungsbedarf: PostFinance müsse sich neue Geschäftsfelder aufbauen, um die erodierenden Gewinne zu stabilisieren. Zudem solle die Post ihre Digitalisierungsstrategie überdenken. Öffentlichkeitswirksame Projekte mit Drohnen, Paketrobotern oder die digitale Briefmarke «bleiben Stückwerk». Die Gewerkschaft fordert vage, dass die Post ihren Angestellten mehr Chancen bietet, sich «im Rahmen des Digitalisierungsprozesses» weiterzubilden.
Die generelle Marschrichtung der Post in den letzten Jahren lautete auf Auslagerung von Geschäftssegmenten. Syndicom fordert jetzt, und nicht zum ersten Mal, eine Kehrtwende: Um die Herausforderungen zu meistern, müsse die Post ihre Glieder wieder «näher zusammenrücken».