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Sonntag
27.10.2013

TV / Radio

helvetia

Donnerhall beim Schweizer Radio und Fernsehen. Der Ärger der Frauen über die fehlende Repräsentation von Frauen im Themenmonat «Die Schweizer» und die dazugehörigen Doku-Fernsehfilme will nicht enden. Nach Erklärungen des Projektleiters des Themenmonats Mariano Tschuor und der Medienstelle der SRG, wonach es einfach nicht genügend bekannte Frauen gäbe, man das Publikum doch vor allem unterhalten wolle und ähnlichen Ausreden, waren die Kritikerinnen längst nicht beruhigt.

«Die Reaktion des Schweizer Fernsehens hält sich in Grenzen. Ich musste förmlich danach suchen. Ich empfand sie eher zurückhaltend und inhaltlich wenig zufriedenstellend», sagte Yvonne Feri dem Klein Report. Die SP-Politikerin hat sich gemeinsam mit Parlamentskolleginnen während der Herbstsession in einem Brief bei SRG-Generaldirektor Roger De Weck darüber beschwert, dass in den Dokufilmen zu «die Schweizer» ausschliesslich Männer porträtiert werden.

«Roger De Weck hat auf diesen Brief prompt reagiert und zu einem persönlichen Austausch dazu eingeladen. Die Verantwortlichen zeigten sich also durchaus diskussionsbereit», lobte Ständerätin Pascale Bruderer Wyss. Zufrieden war die SP-Frau deshalb aber nicht: «Die Idee hinter `Die Schweizer` war es laut der SRG, zu erklären, `woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir gehen`. Dieser Idee wird das Programm bei Weitem nicht gerecht. Es bleibt eine Enttäuschung und verpasste Chance, dass nicht eine fortschrittlichere Geschichtsperspektive eingenommen wurde.»

Ursula Näf, Vizepräsidentin der Juso, schlägt in die gleiche Kerbe: «Die Reaktion des SRF zeigt, dass die Organisation die grundlegende Kritik nicht verstanden hat. Dass keine Frauenporträts vorkommen, ist falsch. Aber dies ist lediglich eine Auswirkung davon, dass der Schweizer Vergangenheit mit einem rückständigen Geschichtsverständnis begegnet wird.»

Trotz der breiten medialen Diskussion ist das Thema aber nicht in alle politischen Kreise eingedrungen. Alexandra Müller, Vizepräsidentin der Jungen CVP Schweiz, sagte gegenüber dem Klein Report, dass sie die Diskussion nicht mitbekommen habe. Sie sprach sich gegen eine Verpflichtung des staatlichen Fernsehens aus: «Mann und Frau sollen gleichberechtigt sein, daher braucht es keine Quoten oder Gleichgerechtigkeitsbeauftragte und Leitlinien.»

Das Schweizer Radio SRF 2 strahlte am Freitag eine Kontextsendung zum Thema «`Die Schweizer`- Warum so antiquiert?» aus. Es diskutierten neben dem Projektleiter des Themenmonats Mariano Tschuor SP-Ständerätin Anita Fetz und Geschichtsprofessorin Caroline Arni, die zum Thema bereits im Klein Report zu Wort kam.

Feri fand, dass eine solche Auseinandersetzung am Radio nicht genüge. «Es muss weitergehen mit der Diskussion und dies in einer breiten Öffentlichkeit», forderte die Nationalrätin.

Auch für Juso-Vizepräsidentin Näf reicht diese Diskussionssendung nicht aus. «Die Auseinandersetzung darf nicht losgelöst von der Sendung stattfinden, auf die sie sich bezieht. Die Kritik muss Auswirkungen haben auf den Themenmonat. Das SRF müsste nach der sehr breiten und starken Kritik Konsequenzen ziehen und die Reihe anpassen», verlangte sie.

«Angesichts der umfassenden Versprechen, was diese Serie dem TV-Publikum bieten soll, bin ich der Meinung, dass eine Ergänzung und Fortsetzung ins Auge gefasst werden sollte», sagte Pascale Bruderer Wyss zu ihren Erwartungen an das Schweizer Fernsehen.

SVP-Medienpolitikerin Natalie Rickli nahm die Diskussion um den SRF-Themenmonat dagegen gelassen. «Ob Frauen oder Männer in diesen Sendungen vorkommen, spielt eine untergeordnete Rolle, wichtig ist der Inhalt und über den können wir erst diskutieren, wenn die Sendungen ausgestrahlt wurden.»

Yvonne Feri hat keine grossen Erwartungen mehr an das Programm «Die Schweizer», da es für Anpassungen wahrscheinlich schon zu spät sei. Sie hoffe in Zukunft aber auf eine analoge Präsenz von Frauen im Alltagsfernsehen aber auch in neu geplanten Themenreihen.

Auch Lena Frank erwartet in Zukunft mehr vom staatlichen Radio und Fernsehen. Sie wünsche sich, dass der Geschlechtergerechtigkeit in Zukunft mehr Beachtung geschenkt und dass allgemein darauf geachtet werde, dass das Programm ausgeglichen sei. «Gerade die staatlichen Medien haben aus meiner Sicht auch den Auftrag, auf Themen aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren», hielt die junge Grüne fest.