Content:

Montag
27.03.2017

Medien / Publizistik

Die «SonntagsZeitung» feiert Geburtstag und hat deshalb prominente Politiker und Manager um ein Statement gebeten. Christoph Blocher, Christian Levrat, Ernst Tanner und Gerhard Pfister gaben Antwort.

Christoph Blocher, Alt-Bundesrat, erinnert sich: «Es ist Sonntag, der 17. Dezember 2006. Die `SonntagsZeitung` titelt: `Bundesanwaltschaft wollte Blocher diskreditieren`.» Eine Journalistin belegt, dass die Bundesanwaltschaft die Bundeskriminalpolizei anwies, dem «Justizminister» Verbindungen zu einem des Terrors verdächtigten Geschäftsmann zu unterstellen. Dies war eine so ungeheuerliche Geschichte, dass ich sie überging. Ein Fehler meinerseits, denn heute weiss jedermann: Die `SonntagsZeitung` hatte recht», so Blocher.

Für Ernst Tanner, Verwaltungsratspräsident Lindt & Sprüngli, «gehört die `SonntagsZeitung` mittlerweile zu meinem fixen Morgenritual am Sonntag. Wenn ich in Zürich bin, hole ich jeden Sonntagmorgen die Zeitung um sechs Uhr aus dem Briefkasten und lese sie zusammen mit einem guten starken Espresso.» Und mit einem Gipfeli von Sprüngli?

«Die Lektüre der `SonntagsZeitung` ist für einen Parteipräsidenten Pflicht und Vergnügen, manchmal auch Ärger», findet Gerhard Pfister, Nationalrat, Präsident CVP Schweiz. «Pflicht, weil man wissen muss, ob und zu welchen Themen am Sonntagnachmittag Medienanfragen eintreffen werden, welche Themen die Zeitungen am Montag weiterbearbeiten werden», so Pfister weiter.

«Vergnügen, weil guter Journalismus auch das bewirken kann. Ärger, weil guter Journalismus auch dazu da ist, einen Parteipräsidenten ab und an zu ärgern. Damit will ich aber nicht gesagt haben, dass alles, was mich ärgert, auch guter Journalismus ist», erklärt Pfister. «Die `SonntagsZeitung` gehört zu den unverzichtbaren Meinungsmachern. Man muss nicht einverstanden sein mit ihr. Aber man muss sie lesen», so Pfister abschliessend.

Medien und Politiker seien Koproduzenten, findet Christian Levrat, Ständerat, Präsident SP Schweiz. «Sie setzen die Aktualität in Szene, machen sie verständlich, attraktiv. Sie sind also Partner, gezwungen, zusammenzuarbeiten. Aber ohne Naivität, denn jede Seite verfolgt ihre eigenen Ziele», so Levrat weiter.

«Der wöchentliche Anruf der Journalisten der `SonntagsZeitung` kommt für mich einem Ritual gleich. Seit meinem Eintritt ins Parlament 2003 stellen die Berner Korrespondenten der `SonntagsZeitung` immer die gleiche Frage: Irgendetwas Besonderes am Wochenende? Ein Primeur? Etwas Unveröffentlichtes? Für den Politiker klingt das anders: Eine Information zu übermitteln? Ein Gerücht zu verifizieren? Eine Analyse zirkulieren lassen? Die gleiche Frage, aber so unterschiedliche Erwartungen auf beiden Seiten, ein Spiel mit Licht und Schatten», so der Romand abschliessend.