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Donnerstag
10.08.2023

Kino

Philipp Portmann, der CEO der Portmann Group, in seinem Studio in Wettingen, wo «Kinowetter» moderiert wird …     (Bild: Klein Report)

Philipp Portmann, der CEO der Portmann Group, in seinem Studio in Wettingen, wo «Kinowetter» moderiert wird … (Bild: Klein Report)

Die Sendung «Kinowetter» flimmerte im Dezember 2013 erstmals über die Schweizer Bildschirme. Nun feierte das Magazin die 500. Ausgabe und erhielt einen neuen Moderator: Initiant Philipp Portmann übernimmt. Der Filmjournalist ist mit seiner Portmann Group auch Herausgeber des Printmagazins «Film Guide».

Der Klein Report hat Philipp Portmann in seinem Studio in Wettingen besucht.

Drei gewichtige Publikationen aus einem Haus: Die Plattform «Kinowetter» ist im Netz und als Sendung auf Wetter TV zu sehen, das Magazin «Film Guide» liegt im Kino auf. Welche Infrastruktur braucht das?
Philipp Portmann: «Es braucht ein TV-Studio, Redaktionsräume, vor allem aber ein leidenschaftliches Team. Neben der Geschäftsleitung und der Administration haben wir eine Redaktorin und einen Redaktor, die fix angestellt sind.»

Wer gehört zum Team?
Portmann: «Carmine Carpenito ist Chefredaktor der deutschen und Bernard Achour der französischen Ausgabe. Dazu haben wir einen Cutter und einen Kameramann in Teilzeit. In den Film-Metropolen Los Angeles, New York, München und London, wo viele Interviews und Premieren stattfinden, können wir auf feste Korrespondentinnen und Korrespondenten zählen. Und Jean-Pierre Grey, vor 36 Jahren Mitgründer der Magazine ‚Film demnächst’ und ‚Avant Première’, hat bei ‚Film Guide’ die Funktion des Produktemanagers übernommen, während Romano Bassi als Art Director für das Erscheinungsbild aller Publikationen verantwortlich ist. Wir alle lieben Filme und sehen es als Privileg, unsere Leidenschaft als Beruf ausüben zu können.»

Sie haben im August 2022 die Chefredaktion von «Film demnächst» übernommen, aus dem Verlag GeneralMedia AG. Im Juni ist daraus «Film Guide» geworden, im Eigenverlag. Wie geht es dem Start-up heute?
Portmann:
«Wir sind mit ‚Film Guide‘ sehr gut gestartet. Ich freue mich besonders über die zahlreichen Reaktionen von Leserinnen und Lesern, aber auch aus der Branche. Unser Magazin scheint anzukommen. Gerade das Poster in der Heftmitte, das wörtlich als Filmguide aufgeklappt und aufgehängt werden kann, ist beliebt, weil es alle neuen Filme des Monats abbildet.»

Die Gratis-Auflage wurde mit 100'000 beziffert. Ist das weiterhin aktuell?
Philipp
Portmann: «Ja, wir liefern rund 60’000 Hefte für die Deutschschweiz und 40’000 in die Romandie. Das kann im Verhältnis leicht variieren, wenn zum Beispiel ein Kino schliessen muss – wie das Kosmos in Zürich (heute NZZ-Gruppe), das nun aber bald unter dem Namen Frame wiedereröffnet wird, oder das komplett neue Blue Cinema, das in Chur eröffnete. Zudem arbeiten wir aktuell gerade intensiv daran, das Distributionsnetz auszubauen. Wir wollen das Magazin neu auch ausserhalb des Kinos verteilen. Wir denken dabei zum Beispiel an Coiffeursalons, Barber-Shops, Gastrobetriebe oder Festivals.»

Wie gross ist das Interesse der Filmverleiher?
Portmann:
«Das Interesse der Verleiher ist natürlich sehr gross, denn wir erreichen genau jene Zielgruppe, die auch tatsächlich ins Kino geht. Das bedeutet, dass wir im Gegensatz zu anderen Publikationen null Streuverlust haben. Die Kinos melden uns zudem, dass sie nach einer Vorstellung praktisch keine liegen gebliebenen Hefte einsammeln müssen. Das zeigt, dass Filmfans unser Magazin mit nach Hause nehmen, wo es dann weitere Personen sehen. Das ist somit ein nachhaltiges Model, auf das wir grossen Wert legen und welches sicher auch mit dem erwähnten Poster in der Heftmitte zu tun hat.»

Gibt es Synergien zwischen «Film Guide» und «Kinowetter»?
Philipp
Portmann: «Allerdings, das war von Anfang an unsere Idee. Wir verschmelzen die beiden Marken, indem wir jeden Artikel im Heft mit einem entsprechenden QR-Code versehen. Über diesen gelangt man direkt auf die Plattform kinowetter.ch, wo dann das Kinoprogramm, Fotogalerien, Trailer oder zusätzliche Video-Interviews zu finden sind. So liefern wir unserem Publikum auch das, was Print nicht bieten kann.»

Ihr Unternehmen hat bis vor Kurzem alle lokalen TV-Sender und einen Radio-Sender von CH Media mit Content zum Thema Film bedient. Was ist aus dieser Zusammenarbeit geblieben?
Portmann:
«Ja, wir haben diverse Lokal-Sender mit der Sendung ‚Kino‘ beliefert, welche ich persönlich präsentiert habe. Angefangen hat alles 1997 mit Radio Pilatus. Ab 2006 kam der TV-Sender, den ich ursprünglich mitgegründet habe, dazu: Tele 1 in der Zentralschweiz. Es folgten Tele M1, Tele Bärn, TVO und Tele Züri. Dann kam die grosse Fusion zu CH Media.»

Und dann ...?
Portmann:
«... Aus sechs lokalen Kunden ist plötzlich ein einziger geworden, was für uns natürlich ein Klumpenrisiko darstellte. 2022 hat sich CH Media entschieden, die Lizenz für die Sendung nicht mehr zu erneuern. Das war natürlich hart für uns, doch wir schauen dankbar auf 25 gemeinsame, erfolgreiche Jahre zurück. Eine Partnerschaft über ein Vierteljahrhundert ist in der heutigen Medienwelt keine Selbstverständlichkeit.»

War dieser Wegfall nicht irgendwie absehbar?
Philipp
Portmann: «Doch. Wir haben ein solches Szenario bereits vor Jahren in Betracht gezogen und aus diesem Grund 2013 parallel zu unserem B2B-Angebot die eigene Marke ‚Kinowetter‘ gegründet und kontinuierlich aufgebaut. Um einen entsprechend publizistischen Impact zu haben, setzten wir auf drei Distributionskanäle: Eine Web-Plattform, eine Erlebniswelt im Verkehrshaus, dem grössten Museum der Schweiz, und eine TV-Sendung. Zur 500. Ausgabe Mitte Juli konnte ich die Moderation nun selber übernehmen, da ich nicht mehr durch CH Media gebunden war. Es war für mich ein schöner und emotionaler Moment, mein Baby erstmals selber präsentieren zu können.»

Bringen die Sender von CH Media heute etwas Eigenes über Film und Serien oder hat man diesen Bereich der Kulturinformation komplett aufgegeben?
Portmann:
«Ich kann natürlich nicht für CH Media sprechen, aber soweit ich das beobachten kann, gibt es auf den verschiedenen Stationen keine vergleichbare Nachfolgesendung. Zudem berichten Kinobesitzer, dass allgemein in Zeitungen oder auf deren Internetseiten das Kinoprogramm so gut wie nicht mehr vorkommt. Das mag für die Branche bedauerlich sein, ist für uns aber die Chance, mit unseren Publikationen die entstandene Lücke zu füllen. Aus diesem Grund haben wir uns in den letzten Monaten vom B2B- zum B2C-Anbieter gewandelt.»

Wo kann die Sendung «Kinowetter» heute gesehen werden?
Philipp
Portmann: «Die Sendung läuft auf Wetter TV, das ursprünglich von Peter Wick gegründet wurde und heute erfolgreich von Reto Vögeli geführt wird. Der nationale Spartensender ist auf UPC Sunrise, Swisscom oder Quick Line, also auf allen grossen Kabelnetzen, aber auch via Zattoo oder Yallo TV empfangbar. Die Erstausstrahlung ist jeweils am Donnerstagabend um 20.10 Uhr zur Primetime. Dann rotieren bis und mit Sonntag 24 Wiederholungen. Dank diesen Re-Runs zu ganz verschiedenen Tageszeiten und dem anschliessenden Anbieten in der eigenen Mediathek erreichen wir über 100’000 Zuschauerinnen und Zuschauer pro Woche.»

Sehen Sie Möglichkeiten, dass «Kinowetter» wieder einen TV-Sender ausserhalb eines Spartenprogramms findet, oder ist das heute gar nicht mehr notwendig?
Portmann:
«Nach zweimaligem Senderwechsel sind wir nun bereits drei Jahre auf Wetter TV zu sehen. Und dort ist man, wenn ich das nicht ohne Stolz sagen darf, hell begeistert. Unser Angebot passt einfach gut zu dem Kanal, wo es nebst dem Freizeitwetter oder dem Reisewetter nun auch die Sendung Kinowetter gibt. Der Sender bietet aber neben Wetterprognosen auch touristische Inhalte und Freizeit-Tipps. Ein gutes Umfeld, wo wir ein ausgehfreudiges und aktives Publikum erreichen. Wir fühlen uns daher auf dem Kanal mit unserer Philosophie, die Filmberichterstattung mit dem Wetter zu verknüpfen, das einen so enormen Einfluss auf unser Freizeitverhalten hat, bestens aufgehoben.»

Und wie akquirieren Sie für Ihre diversen Publikationen die Werbung?
Philipp
Portmann: «Im Moment machen wir das noch selber. Doch mit dem Dazukommen des Print-Magazins ‚Film Guide‘ geht das natürlich mehr. Aktuell sind wir gerade am Evaluieren, wer künftig all unsere Kanäle vermarkten soll. Wir werden im September kommunizieren, für wen wir uns entschieden haben.»

Alle müssen sparen. Spüren Sie das nicht auch?
Portmann:
«Es ist und bleibt sicher eine Herausforderung. Aber wir sind in einer Nische, wo wir tatsächlich einzigartig sind. Es gibt keinen anderen Verlag, der ein Netzwerk aus TV-Sendung, Web-Portal, Print-Magazin, Ausstellung und zwei YouTube-Kanälen rund um das Thema Film, Serien und Games anbietet. Da sehen wir nicht nur unsere Chance sondern auch viel Wachstumspotenzial. Vor allem jetzt, wo das Kino wieder Fahrt aufnimmt.»